Die Vielfalt der Themen (und Tatorte), die der Autor seinen Kriminalromanen bislang widmete, ist beachtlich.
Ein Rückblick auf das, was er bisher geschaffen hat, lohnt sich durchaus. Nicht nur das Neue ist die Erwähnung und Würdigung wert.
Ich denke da an die Reihe um Oberinspektor Frank Stave, der im Hamburg der Nachkriegszeit ermittelt. Nicht nur für Hamburger Krimi und Nachschlagwerk zugleich. Und nur wenige Jahre später rückt die Provence mit Capitaine Roger Blanc in den Mittelpunkt einer neuen Krimireihe.
Und, nicht zu vergessen, außerhalb der beiden Reihen, herausragende „Einzelstücke“ wie Ein letzter Sommer in Méjean und Stille Nacht in der Provence.
Mit Die Passage nach Maskat wagt sich der Autor aufs Wasser und das im Spätsommer 1929. Ort der Geschehnisse ist der Ozeanliner Champollion. Die Reise geht von Marseille Richtung Orient. Mit an Bord sind der Fotoreporter Theodor Jung und seine Frau Dora. Sie entstammt der Hamburger Kaufmannsfamilie Rostberg, die ebenfalls nach Maskat reist, um mit den sagenhaften Gewürzen Arabiens zu handeln.
Theodor wird von seinen Schwiegereltern mehr geduldet als geliebt. Dora hingegen scheint die Zweisamkeit mit ihm zunehmend zu genießen, ganz so, wie ihr Mann es sich im Laufe der Reise erhofft hat.
Und dann geschieht von einem auf den anderen Moment das Unglaubliche: Dora verschwindet.
Nein, das ist falsch.
Dora war nie an Bord. Das ist etwas ganz anderes. Denn alle, wirklich alle die Dora bislang an Bord erlebt haben, leugnen ihre Existenz. Dora war nie an Bord.
Theodor beginnt an seinem Verstand zu zweifeln. Er sucht nach handfesten Beweisen in der gemeinsamen Kabine und in den Koffern.
Nichts, keine Spur von Dora.
Doras Familie hält Abstand zu Theodor. Dora sei in Hamburg und kümmere sich um die Belange der Firma. Sonst noch was?
Kann irgendjemand dem jungen Fotoreporter helfen? Und wenn ja, wer?
Cay Rademacher schafft es, den Leser in eine andere Zeit zu versetzen. Glaubhaft, nachvollziehbar. Der Leser nimmt unmittelbar am Geschehen teil.
Ist es eigentlich ein richtiger Krimi?
Klar, nur ohne Kommissar und ohne Spurensicherung. Braucht der Autor alles nicht. Dafür mit einem Spannungsbogen, der einem zeitweise den Atem raubt.
Die Passage nach Maskat erschien im August 2022 bei Dumont.