Woher wissen die beiden Damen Franke und Kuhnert das alles? Waren sie dabei – damals, in den Fünfzigerjahren?
Um eine Handlung glaubhaft und nachvollziehbar in eine andere Zeit zu verlegen, dazu gehört schon etwas. Und genau dieses „etwas“ besitzt das Autorinnen-Duo Franke & Kuhnert.
Ich darf anmerken, dass ich als Junge diese Jahre sehr intensiv erlebt habe. Mehr draußen als drinnen, einfach weil drinnen zu wenig Platz war. Man nahm mehr wahr, weil es weniger (überflüssige) Ablenkung gab.
Bei den Handlungen der neuen Serie stehen eindeutig die Menschen im Vordergrund des Geschehens. Charaktere, sorgfältig ausgesucht und beschrieben. Ausgestattet mit einer Vita, die wiederum ein Spiegel der Zeit ist.
Sehr geschickt gemacht.
Protagonisten sind die Heißmangel-Betreiberin Martha Frisch (möchte man gern zum Kaffee einladen) und Kriminalkommissar Ludger Onnen (ja, solche Menschen gibt es leider auch).
Und dann gehört zur Handlung noch unüberlesbar ein Teil deutscher Geschichte. Nicht aufdringlich aber eindringlich beschrieben. Am Beispiel von Einzelschicksalen. Das sitzt und wirkt.
Neben ein wenig Geschichtsunterricht halten Franke & Kuhnert ihren Akteuren einen Spiegel vor. Wie verhalte ich mich gegenüber meinen Mitmenschen? Mit welchen Vorurteilen bin ich belastet? Steht es mir zu, zu urteilen?
Auf den Handlungsablauf einzugehen würde hier zu weit gehen. Es wäre nur eine Wiederholung. Das können Sie alles in den Ankündigungen lesen.
Wichtig ist für mich als Rezensent all das, was ein gutes Buch bzw. einen guten Krimi ausmacht: Die Zutaten, die Mischung. Ich muss mich darauf freuen, weiterzulesen. Und genau das Gefühl habe ich, wenn Frisch ermittelt.
Der Fall Kaltwasser erschien Ende Januar 2023 bei rowohlt.