Wenn Sie die vorangegangen Geschichten um den Hauptkommissare Toni Sanftleben gelesen haben, dann ahnen Sie in etwa, was Sie erwartet. Ein weiterer Fall vor der Haustür des Polizisten, der keinerlei Ehrgeiz an den Tag legt, in der Behördenhierarchie aufzusteigen.
Er lebt zufrieden auf seinem Hausboot und kann sein Glück nicht fassen, dass Caren, die Staatsanwältin, ausgerechnet mit ihm zusammen sein will.
Dann überschlagen sich auf wenigen Seiten die Ereignisse.
Zuerst kündigt Tonis Mutter ihren plötzlichen Besuch an, in einem Bootshaus in Werder werden drei Skelette gefunden und eine Journalistin wird ermordet.
Die beiden Verbrechen kann der Leser ohne Staunen zur Kenntnis nehmen, aber den Besuch der Mutter…?
Und doch passt es.
Tim Pieper zieht seine Leser von Anfang an ins Vertrauen und erzählt zwei Geschichten. Schön sauber getrennt. Damals und heute. Es entwickelt sich eine Handlung um einen Spionagefall. Nein, das ist kein Abenteuerroman, Sie werden nicht mit Klischees bombardiert, sondern mit wahren Ereignissen. Mit deutscher Geschichte und Wahrheiten aus den Zeiten des Kalten Krieges.
Natürlich ist Raue Havel ein fiktiver Roman – aber in ihm steckt genügend Wahrheit, um dem Leser die furchtbaren Ereignisse der Vergangenheit glaubhaft vor Augen zu führen.
Muss ich das alles so genau wissen?, habe ich mich mehrmals gefragt. Ist es nicht einfacher, der Versuchung nachzugeben und das Buch aus der Hand zu legen?
Natürlich, die Entscheidung liegt beim Leser. Das wäre die bequemere Lösung.
Aber der Autor schafft es, seine Leser für die Handlung mehr als nur zu „interessieren“. So wollte ich unbedingt wissen, wie es weitergeht.
Da ist kein Satz zu viel. Es wird nichts verschwiegen. Die detailgetreuen Schilderungen von Ereignissen und Abläufen sind es, die den Leser an das Buch fesseln.
Raue Havel ist nicht nur sehr empfehlenswert, sondern auch sehr wissenswert.
Das Buch erschien im Ausgust 2022 im Emons-Verlag.