Rezension

Von einem Schweizer Leser wurde ich kürzlich auf den Friedrich Reinhardt Verlag in Basel hingewiesen. Ich bin Herrn Hofer für diesen Tipp  sehr dankbar, denn so lernte ich auch den Autor Matthias Merdan kennen.
Was der Autor auf diesen gerade einmal 291 Seiten, mit dem Titel 5% - Rache an Zürich, bietet, ist ein Feuerwerk. Dieser Mann weiß, wovon er schreibt und wie er den Leser packt. Er schreibt mit scheinbar leichter Hand. Mit der Handlung stellt er all das, was ein fleißiger Krimileser im Laufe der Jahre gelernt hat, auf den Kopf. Er nimmt der Leserschaft jegliche Hoffnung, selbst auf "die Lösung" zu kommen. Da bleibt kein Spielraum für einen Wetlauf zwischen Autor und Lesern. Dieser heimliche Triumph des "hab ich´s doch gewusst" entfällt. Liebe Leser, bei einem solchen Wettstreit können Sie dieses Mal nur verlieren. Sie haben keine Chance. Ja, überlegen Sie nur, wie die Geschichte um die heute erfolgreiche Bankerin ausgeht. Die Geschichte um die Rosi (Vorsicht: klingt nur niedlich), die vor Jahren mal ein richtig böses Mädchen war. Die mitgemischt hat in der linksautonomen Szene. Auch hier bei mir, gewissermaßen vor meiner Haustür, in Hamburg.
Fiona "Rosi" Rosenwiler legt sich mit der Polizei an. Aug in Aug sitzt sie anerkannten Profis im Vernehmungsraum gegenüber. Huber und  Hammermann sind ein eingespieltes Team. Gewissermaßen eine Klasse für sich. Das Verhör dieser Rosi, die sich ohne jegliche Scheu als Terroristin zu erkennen gibt, dürfte sich aus ihrer Sicht nicht allzusehr in Länge ziehen.
Und dann erzählt die hübsche Rosi (ja, recht ansehnlich ist sie obendrein noch) den beiden Verhörspezialisten eine Geschichte, die in der vorgetragenen Nüchternheit und Detailgenauigkeit buchstäblich das Blut in den Adern gefrieren läßt. 
Kann das denn, aus Sicht der Rosi, gut ausgehen?
Na ja, als Leser kann man leicht Sympathie für die ehemalige Terroristin (zu der sie allem Anschein nach wieder mutiert ist) werden. Also, ich hab ihr ganz heimlich die Daumen gedrückt.
Diese schrecklichen Dinge erzählt uns Matthias Merdan in einem Plauderton, der in erheblichem Maße dazu beiträgt, das Buch nicht aus der Hand zu legen. Dazu gibt es Anmerkungen, launige Dialoge, Einblicke in Köpfe voller Sorgen und jede Menge ausgeraufter Haare.
5% - Rache an Zürich erschien im März 2020 im Friedrich Reinhardt Verlag, Basel. 

Matthias Merdan
5% - Rache an Zürich


Bewertung

5/5 Region

5/5 Sprache

5/5 Originalität

5/5 Emotion

5/5 Plot (das Handlungsgerüst)


Gesamtbewertung

Informatives

Autor/en

Der Reinhardt Verlag schreibt zu seinem Autor: "Matthias Merdan, 1969 geboren, ist Schweizer und Deutscher. Er studierte Philosophie, Psychologie und Theologie, ist Mitglied im Berufsverband Bildender Künstler und realisierte Ausstellungen in den USA, Irland, Deutschland und der Schweiz. 2008 wurde er Europameister in Rhetorik. Seither schreibt er Reden für Politiker, Wirtschaftsführer und andere Würdenträger. Mit seiner Familie lebt er in Zürich."

Kommissar/e


Tatort/e