Rezension
Bevor Sie rätseln, was der Bärentritt ist, lieber Leser, sage ich es Ihnen gleich: “Ein weiterer spektakulärer Abschnitt mit vielen Kunstbauten liegt an der Linie Richtung Davos durch die wildromantische Zügenschlucht mit der Flussenge Bärentritt, ein auch für Biker und Wanderer lohnender Abstecher …“. So steht es unter wanderland.ch. 
Diesen Hinweis bin ich der Autorin schuldig. Schließlich hat sie in ihrem Davoser Krimi Bärentritt den Ort, in dem sie von 1979 bis 1998 lebte, ganz genau beschrieben. Ein Ort mit gerade einmal elftausend Einwohnern, in dem es trotz Tourismus recht beschaulich zugehen könnte, wenn dort nicht jährlich eine Stiftung namens WEF (die Abkürzung für den deutschen Begriff Weltwirtschaftsforum) ein Jahrestreffen veranstalten würde.
Über 2.500 Personen aus 140 Ländern nahmen im Jahr 2015 teil. Gedanklich muss man zu dieser Gästeschar natürlich noch die Schar der üblichen Wintersportler hinzuzählen.
Jetzt können Sie sich in etwa vorstellen, was während einer solchen Veranstaltung los ist. Und ringsum gibt es nur Berge und als Folge nur wenige Straßen und diese dürften auch nicht sämtlich schneefrei und somit befahrbar sein.
Das, lieber Leser, sind die Örtlichkeiten für die Handlung in Bärentritt.
An diesen Ort, der auch ihr Heimatort ist, kehrt gerade zur Zeit des WEF Allegra Cadisch zurück, nachdem sie den Master geschafft hat und sich Master in Law nennen darf. Allegra Cadisch ist nicht gerade Tochter reicher Eltern und versteht sich mit ihrem Bruder Valerio am besten.
Eigentlich möchte sie sich nur erholen, gerät aber unversehens in Turbulenzen mit nicht absehbaren Konsequenzen, als sie erst der Einladung Khalids folgt und dann mit ihm und einer Gruppe höchst gut gelaunter junger Leute zu einer Party aufbricht. Mit Khalid, dem Sohn eines Konsuls aus den Vereinigten Arabischen Emiraten hätte es ein gemütlicher Abend werden können. Mit den Freunden aus Jugendtagen wird die Nacht zu einem „Spiel ohne Grenzen“.
Als Allegra am nächsten Morgen an einem ihr unbekannten Ort aufwacht ist Khalid Abu Salama verschwunden und sie schaut völlig unerwartet Dario ins Gesicht. Auch ein Freund aus früherer Zeit von ihr. Dario verehrt Allegra, doch Allegra ist mit Tomasz liiert. Und Dario ist halt nur lieb. Allerdings braucht die junge Frau jetzt dringender Darios Hilfe als den Beistand ihres Freundes.
Denn Khalid wird ermordet aufgefunden und Allegra, die in seiner Gesellschaft von mehreren Zeugen gesehen wurde, kann sich an nichts erinnern.
Dario möchte ihr helfen, doch Dario ist in erster Linie Polizist in Davos. Wer hilft jetzt Allegra?: Allegra.
Die junge Frau fragt und trickst, dass es eine Freude ist. Sie verunsichert die einen und verprellt die anderen. Schließlich muss sie herausfinden, was in der Nacht, als der attraktive Khalid erst verschwand und dann ermordet wurde, geschehen ist. Erschwerend für die Ermittlungen der Polizei und für Allegra ist natürlich der Umstand, dass in Davos zur Zeit des WEF höchste Sicherheitsstufe und Alarmbereitschaft bei den Sicherheitskräften herrschen.
Silvia Götschi beschreibt den Ort, in dem sie viele Jahre verbracht hat, mit der Detailtreue eines Zeichners. Dabei geht es ihr auschließlich um die Handlung, um die Aufklärung eines Verbrechens. Es gibt dezente Seitenhiebe in Richtung Art und Umfang der Veranstaltung. Sinn und Nutzen werden in Frage gestellt. Angesichts des Monströsen ist der Leser geneigt, Partei für die Kritiker zu ergreifen. Aber lesen Sie selbst und bilden sich dann eine Meinung.
Die Autorin hat mit der Protagonistin keine Serienheldin geschaffen, dafür eine glaubhafte Figur, die man wiedertreffen möchte. Der Leser drückt ihr den Daumen und freut sich über ihr kleinen Siege.
Bärentritt erschien im Januar 2016 und wie Jakobshorn, Mattawald und Herrengasse bei emons:. Die Rezension von Herrengasse finden Sie auch auf dieser Website.
Ich verweise gern auf die Website der Autorin silvia-götschi.ch.
Silvia Götschi
Bärentritt


Bewertung

5/5 Region

5/5 Sprache

5/5 Originalität

5/5 Emotion

5/5 Plot (das Handlungsgerüst)


Gesamtbewertung

Informatives

Autor/en

Silvia Götschi, geboren 1958 in Stand, lebte und arbeitete von 1998 bis 2014 im Kanton Schwyz. Seit der Jugend widmet sie sich dem literarischen Schaffen und der Psychologie. Sie hat sich vor allem in der Zentralschweiz mit der Kramer-Krimi-Reihe und den Davoser Krimis einen Namen gemacht. Seit 1998 ist sie freischaffende Schriftstellerin und Mitarbeiterin in einer Werbeagentur. Sie hat drei Söhne und zwei Töchter und lebt heute mit ihrem Mann in der Nähe von Luzern. Oberleutnant Valérie Lehmann hat erst vor wenigen Wochen den freigewordenen Posten bei der Kantonspolizei Schwyz angetreten nachdem sie sich von ihrem Mann getrennt hatte. Die Ermittlerin muss sich Seite für Seite die Anerkennung ihrer neuen Kollegen erarbeiten.

Kommissar/e


Tatort/e