Rezension
Um sich mit einem Thema wie Hexenwahn zu beschäftigen und es zum maßgeblichen Inhalt eines Krimis zu machen gehören eine gehörige Portion Mut und vor allen Dingen Sachverstand.
Harry Luck hat beides. Denn der Autor ist vom Fach – das können Sie an anderer Stelle dieser Rezension seiner Vita entnehmen. Mir hat das Buch noch zusätzliches Vergnügen bereitet, weil ich Bamberg gerade besucht hatte. Das ungemütliche November-Wetter konnte der Stadt nichts von ihrer Attraktivität nehmen. Fazit: Hier fahren wieder hin, wenn es etwas wärmer ist.
Was aus heutiger Sicht kaum vorstellbar ist, war vor vierhundert Jahren grausame Wirklichkeit: Die Hexenvernichtung während der Gegenreformation und im Dreißigjährigen Krieg.
Worum geht es in Bamberger Fluch?
Im Jahr 2016 jährt sich der Beginn der Welle von Hexenprozessen zum vierhundertsten Mal. Das ist der Anlass, weshalb im Diözesanmuseum eine Sonderausstellung geplant wird, die sich mit den Tätern (wohlgemerkt) beschäftigen soll. Nur der Vollständigkeit halber sei an dieser Stelle festgestellt, dass sich diese Menschen damals schlichtweg als Diener der Gesellschaft gefühlt haben. Das ist natürlich sehr vereinfacht ausgedrückt – das Buch geht intensiver auf die Frage ein.
Auf der Suche nach Dokumenten und Gegenständen, die mit Personen in Verbindung stehen, die damals an der Hexenverfolgung beteiligt waren, werden auch Ausgrabungen vorgenommen. Das Grab des (damaligen) Hexenkommissars Dr. Ernst Vasoldt gehört dazu.
Dieses Grab wird in Anwesenheit einer Handvoll sehr wichtiger Menschen geöffnet – ein Reporter vom Fränkischen Tag ist auch dabei. Und dann erleben diese Menschen das Unfassbare: Das Grab ist leer.
Zugegeben spektakulär, aber noch kein Grund, darüber ein Buch zu schreiben.
Allerdings ist das Grab nicht ganz so leer, wie es auf den ersten Blick scheint. Es liegt nämlich eine Pistole darin. Eine Walther PPK, wahrscheinlich eine Wehrmachtspistole aus dem Zweiten Weltkrieg und die hat nun wirklich nichts mit Hexenverfolgung zu tun.
Es besteht also für Horst Müller, Kriminalhauptkommissar des K1 und seine Kollegin, Kriminalmeisterin Paulina Kowalska, noch kein Grund Ermittlungen in irgendeine Richtung anzustellen. Das ändert sich allerdings schlagartig am nächsten Tag. Da wird der oben erwähnte Reporter tot aufgefunden. Die vom Notarzt festgestellte Todesursache „Herzversagen“ mag angesichts der gerade einmal zweiunddreißig Lebensjahre und des ausgesprochen gesunden Eindrucks (zu Lebzeiten) die Kommissare nicht überzeugen. 
Also stellen sich mindestens zwei Fragen: Warum er? Und warum hier?
Hat der plötzliche Tod mit dem Fluch zu tun, der über der Familie Vasoldt (also die Nachkommen des verschwundenen Hexenkommissars) liegt, oder war der Reporter bei einer seiner Recherchen zu neugierig?
Die beiden Ermittler namens Horst und Paulina sind eine wunderbare Entdeckung des Autors Harry Luck. Auf Wunsch des Kriminalhauptkommissars sprechen sich die beiden nur mit dem Vornamen und mit Sie an.
Dieser Horst Müller ist bieder, unauffällig und ein glänzender Beobachter. Seit der Scheidung lebt er allein – mit diesem Zustand kommt er nach eigenen Angaben ausgezeichnet zurecht. Er liebt Bamberg und sein Fahrrad.
Erwähnung verdient auch Paulina – im Vergleich zu Horst wirkt sie fast ein wenig schrill. Sie ist der ideale Ausgleich zum „gutbürgerlichen“ Horst. Lieber Leser, Sie werden Ihre Freude haben.
Bamberger Fluch ist flott und höchst lebendig geschrieben. Die detaillierten Erklärungen und Erläuterungen zu den Themen „Hexen“ und „Hexenverfolgung“ dienen der Aufklärung und gehören zum Buch. Die Verknüpfung mit dem Schicksal der Stadt und ihrer Geschichte ist gelungen. Harry Luck hat einen „klugen“ Krimi geschrieben. Einen Regionalkrimi mit einem ernsthaften Thema und einer gehörigen Portion Humor. Der Schreibstil ist flüssig – ich habe das Buch zwischendurch nur ungern aus der Hand gelegt.
Zum Autor fand ich als Klappentext diesen Hinweis zu seiner Vita. Wer mehr über Harry Luck erfahren möchte, sollte seine Website harryluck.de besuchen. „Harry Luck wurde 1972 in Remscheid geboren, wo er das journalistische Handwerk bei der Lokalzeitung erlernte. In München studierte er Politikwissenschaften und arbeitete als Redakteur und Korrespondent. Er leitete mehrere Jahre das Landesbüro einer Nachrichtenagentur, seit 2012 lebt er mit seiner Familie in Bamberg, wo er die Öffentlichkeitsarbeit des Erzbistums verantwortet. Bamberger Fluch ist sein zehnter Roman und sein zweiter Franken-Krimi. Er veröffentlichte zudem zahlreiche Kurzgeschichten und humorvolle Sachbücher.
Harry Luck
Bamberger Fluch


Bewertung

5/5 Region

5/5 Sprache

5/5 Originalität

5/5 Emotion

5/5 Plot (das Handlungsgerüst)


Gesamtbewertung

Informatives

Autor/en

"Harry Luck wurde 1972 in Remscheid geboren, wo er das journalistische Handwerk bei der Lokalzeitung erlernte. In München studierte er Politikwissenschaften und arbeitete als Redakteur und Korrespondent. Er leitete mehrere Jahre das Landesbüro einer Nachrichtenagentur, seit 2012 lebt er mit seiner Familie in Bamberg, wo er die Öffentlichkeitsarbeit des Erzbistums verantwortet. Er veröffentlichte zahlreiche Kurzgeschichten und humorvolle Sachbücher.Ich empfehle den Besuch seiner Website harryluck.de. Hier finden Sie auch die Liste seiner Krimis.

Kommissar/e

Horst Müller ist Kriminalhauptkommissar desK1 und Protagonist des Buches. Er ermittelt zusammen mit seine Kollegin, Kriminalmeisterin Paulina Kowalska. Die beiden Ermittler, stets nur Horst und Paulina genannt, sind eine wunderbare Entdeckung des Autors Harry Luck. Auf Wunsch des Kriminalhauptkommissars sprechen sich die beiden nur mit dem Vornamen und mit Sie an. Dieser Horst Müller ist bieder, unauffällig und ein glänzender Beobachter. Seit der Scheidung lebt er allein – mit diesem Zustand kommt er nach eigenen Angaben ausgezeichnet zurecht. Er liebt Bamberg und sein Fahrrad.

Horst Müller ist Kriminalhauptkommissar desK1 und Protagonist des Buches. Er ermittelt zusammen mit seine Kollegin, Kriminalmeisterin Paulina Kowalska. Die beiden Ermittler, stets nur Horst und Paulina genannt, sind eine wunderbare Entdeckung des Autors Harry Luck. Auf Wunsch des Kriminalhauptkommissars sprechen sich die beiden nur mit dem Vornamen und mit Sie an. Dieser Horst Müller ist bieder, unauffällig und ein glänzender Beobachter. Seit der Scheidung lebt er allein – mit diesem Zustand kommt er nach eigenen Angaben ausgezeichnet zurecht. Er liebt Bamberg und sein Fahrrad.

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