Es klingt etwas abenteuerlich, was der Leser zum Inhalt des Buches Begraben in Wuppertal auf der Rückseite des Cover erfährt: Ein Hobby-Historiker sucht in Wuppertal das legendäre Bernsteinzimmer.
Na, das hatten wir doch schon schon mal. Das Bernsteinzimmer taucht immer wieder mal als Aufhänger einer mehr oder weniger spannenden Geschichte auf.
Wenn sich aber Jürgen Kasten dieses Themas annimmt, sollte die Krimigemeinde genau hinhören. Denn der Autor ist Fachmann und besitzt Kompetenz. Schließlich hat er während seiner beruflichen Laufbahn als Polizist Umwelt- und Korruptionsdelikte bearbeitet, war Leiter von Mordkommisionen und zuletzt Chef des Kommissariats für Tötungs- und andere Gewaltdelikte.
Ganz schnell führt der Autor die Leser zum Kern der Geschichte und behält dabei stets die Bodenhaftung. Wer den vorangegangenen Band Schmutziger Tod gelesen hat, kann sich auf ein Wiedersehen mit dem Ermittlerteam freuen und sich alle paar Seiten über das mitunter ungehobelte Verhalten des Chefermittlers Fiebig - nur Fiebig - wundern. Eine gelungene Figur, der ich ein langes (Berufs)Leben wünsche. Aber auch die "Nebenrollen" hat Jürgen Kasten glänzend besetzt. Man spürt, dass der Autor mal in diesem Amtsstuben zu Hause war.
Und dann ist da noch Lars Lombardi, ein Journalist. Der gehört unbedingt zur Handlung. Warum? Sag ich nicht. Das Vergnügen nehm ich nicht vorweg.
Manch ein Krimiautor wartet am Ender der Geschichte mit einem showdown auf. Da geht es nochmal richtig zur Sache. Da kämpfen Gut und Böse gegeneinander. Man drückt dem Helden die Daumen und wünscht dem Gegner alles Schlechte. Na ja, so ungefähr jedenfalls. Jürgen Kasten kann das auch.
Aber bei ihm geht das "zack" - denken Sie an meine Worte.
So, nun komme ich nicht umhin, Sie nochmals eindriglich auf den vorangegangenen Band Schmutziger Tod hinzuwesen. Ein mutiges Thema, sorgsam recherchiert, das eigentlich Entsetzen beim Leser hervorrufen müsste.
Regt das niemanden auf?
Verstehe ich nicht.
Begraben in Wuppertal erschien Anfang Juli 2020 im Gmeiner Verlag. Für mich hat der Inhalt eine persönliche Bedeutung. Ende der fünfziger Jahre habe ich unterhalb der Hardt, in der Schlieperstraße, gewohnt, also ganz in der Nähe Tatort-Umfeldes.