Rezension
Bereits die ersten sechs Seiten sind pures Lesevergnügen. Wohlgemerkt für den, der Freude an der Sprache hat – und an Satire. Denn „…der Schauspieler und Hörspielautor war jahrelang mit Satireprogrammen unterwegs.“ So steht es im Klappentext.
Ich habe es bereits an verschiedenen Stellen betont (und werde es auch weiterhin tun), wie viel mir an der Qualität der Sprache liegt. Berner Verhängnis ist eine gelungene Fortsetzung der beiden vorangegangen Bände um den Fahnder Max Freuler und der zweite Band, in dem er ein Ermittler-Duo mit seiner Kollegin Petra Coric bildet. „Das Zusammenwirken von beiden hatte sich als erfolgreich erwiesen. Privat verband die ungleichen Beamten der Kampf gegen die unsägliche Raucherei.“  „Geraucht wird erst nach dem Mittagessen, mit wenigen Ausnahmen.“
Das von einem Krimi üblicherweise zu Beginn erwartete Szenario fehlt in Berner Verhängnis. Stattdessen gibt es „Szenen einer Ehe“, sorgsame Beobachtungen über das Auftauchen von Fremden, Roma, Flüchtlingen? Das Wetter ist grauenhaft, es gießt in Strömen und dient hervorragend als Untermalung einer Stimmung. Der Leser spürt zunehmend, dass bald etwas geschehen wird.
Die Dialoge zwischen zwei Eheleuten nehmen merklich an Schärfe zu und scheinen sich der Wetterlage anzupassen: „Lotrecht kam das Wasser auch am nächsten Morgen vom Himmel. Nicht einmal die Elstern krächzten.“
In der Berner Hauptwache herrscht Ruhe. „Alle Berner und Bernerinnen verhalten sich gesetzeskonform, sagte Coric.
Und dann geschieht es. Ein Mord, auf den der Leser gewartet hat. Irgendwann muss doch etwas geschehen Es ist schließlich ein Krimi. Doch dieser Mord ist anders. Ein unscheinbarer Buchhalter dreht buchstäblich durch. Und das hat Folgen.
Hans Suter schafft es, durch intensive und manchmal haarkleine Beschreibungen eine Spannung zu erzeugen. Da wird nicht gehetzt, gejagt, geschossen, sondern mit viel Geduld ermittelt.
Der Autor widmet sich, fast wie nebenher, eingehend mit der Flüchtlings-Problematik. Er zeigt neue Aspekte und macht den Leser in kleinen Schritten mit den Hürden, denen die Flüchtlinge im Alltagsleben ausgesetzt sind, vertraut.
Berner Verhängnis ist ein Regionalkrimi im besten Sinne. Land und Leute sind eng miteinander verwoben. Nach wenigen Seiten sind Sie in der Schweiz angekommen, lieber Leser. Alles andere würde mich wundern.
Das Buch erschien im August 2017 bei emons:, wie die vorangegangenen Bände um den Fahnder Max Freuler, Basler Farben und Berner Affären.  
Hans Suter
Berner Verhängnis


Bewertung

5/5 Region

5/5 Sprache

5/5 Originalität

5/5 Emotion

5/5 Plot (das Handlungsgerüst)


Gesamtbewertung

Informatives

Autor/en

"Hans Suter wurde 1940 geboren. Der Hörspielautor war jahrelang mit Satireprogrammen unterwegs. Ausserdem verfasste er Dutzende von Satiren, die auch in Buchform erschienen sind. Im April 2015 erschien sein Roman »Unten am See« im Limmat-Verlag." Mehr erfahren Sie auf seiner Website www.sartire.ch.

Kommissar/e

Ermittler und Protagonist der Handlung ist Max Freuler. Acht Jahre vor seiner Pensionierung hat er sich von der Staatsanwaltschaft Basel zur Berner Kriminalpolizei versetzen lassen. Praktische Überlegungen haben den bei seiner ehemaligen Dienststelle beliebten Freuler (so wird er stets genannt) zu diesem Schritt bewogen. Nach dem Tod seines Vaters zieht er mit seiner Frau in das große Elternhaus und wohnt jetzt mit Mutter und Frau unter einem Dach. Ab sofort hat er mehr den Status eines Sohnes als den eines Ehemannes. Im ersten Band Basler Farben ermittelt er noch in Basel.

Tatort/e