Das ist die Stadt mit der Schwebebahn. Größte Stadt im Bergischen Land und auch „Großstadt im Grünen“ genannt. Mit den vielen (inzwischen aufgegebenen) Textilbetrieben entlang der Wupper und einer überdurchschnittlich hohen Anzahl von Nichtbeschäftigten. Diese Stadt muss man besuchen, um sie zu verstehen. Vielen, die auf hohem Niveau klagen, weil sie zu wenig von diesem oder jenem zu haben glauben, empfehle ich einen Besuch der Stadt.
Ich weiß, wovon ich schreibe, denn ich habe bis 1958, da war ich vierzehn Jahre alt, in Wuppertal gewohnt. Vor einigen Wochen machte ich während einer Durchreise hier Halt. Erst bin ich erschrocken, dann wurde ich traurig. Anscheinend willkürlich genehmigte Bauten im Innenstadtbereich drohen der Stadt auch noch den letzten Rest von Charme zu nehmen. Das war nicht mehr „mein“ Wuppertal, wie ich es kannte. Der Autor sieht seine Heimatstadt ähnlich. Er beschreibt sie rau aber herzlich.
Gefunden habe ich die Bände BlutGrab und Bernstein Verschwörung in der Thalia Buchhandlung in Wuppertal Elberfeld, nach meiner üblichen Frage, wer denn hier ….. Und das ist nun mal Andreas Schmidt.
Der Autor ist verheiratet und Vater von drei Kindern, er lebt und arbeitet mit seiner Familie in Wuppertal. 1999 gab er mit In Satans Namen sein Krimi Debüt. 2002 gelang ihm mit Das Schwebebahn-Komplott der Durchbruch. Inzwischen sind sechs Wuppertal-Krimis, eine Anthologie sowie der Thriller Mein ist die Nacht erschienen. Mehr als aus dem Klappentext erfahren Sie auf seiner Website andreasschmidt.org.
Ermittler ist Hauptkommissar Norbert Ulbricht. Im Allgemeinen nur Ulbricht und von seinem Assistenten Frank „Brille“ Heinrichs häufig „Chef“ genannt, was diesen ungemein nervt. Nicht nur diese Anrede nervt den Protagonisten, sondern eigentlich alles, fast alles. Maja Klausen zum Beispiel nicht, Kriminalhauptkommissarin des Zentralen Kriminaldienstes in Hameln, sie ist häufig genug zufällig zur Stelle, wenn in Wuppertal etwas passiert. Sie ist Kollegin und Freundin von Ulbricht.
Ulbricht spricht nicht, nein, er schnaubt, brummt, poltert, grunzt und kann nicht aufhören zu denken, bis der Fall gelöst ist. Diese Figur passt genau zu Wuppertal. Eine raue Stadt, zumindest im Bereich links und rechts der Wupper. Die Handlungen, die Akteure, die bösen Buben? Wurden von Andreas Schmidt passend zu Stadt und Kommissar geschnitzt. Wenn es weh tut, dann tut es richtig weh und wenn geschossen wird, dann wird auch getroffen. Rücksichtnahme ist ein Fremdwort.
Der Kommissar war nicht von Anbeginn der Protagonist. In den ersten Bänden spielen Reporter des kleinen lokalen Radiosenders Wupperwelle Räuber und Gendarm. Erst allmählich erkannte der Autor das Talent seiner bisherigen Nebenfigur und zeichnete sie immer schärfer.
Ich glaube auch nicht, dass die jungen Leute vom Hörfunk in dem ungewohnten Genre auf Dauer erfolgreich gewesen wären.
Der Autor vermeidet alles, was mit „nett“ zu tun hat. Und er hat Recht. Denn weder ein Mord noch die Aufklärung desselben vermitteln heitere Stimmung. Doch kommt ein Hauch von Gefühl auf bei der ansatzweisen Beschreibung Wuppertaler Örtlichkeiten. Da wird es dann etwas versöhnlicher: Andreas Schmidt und Norbert Ulbricht mögen diese Stadt. Ich kann bestätigen, dass sich die beiden hier auskennen.
Die Bände sind ein gelungenes Beispiel für schnörkellose Regionalkrimis. Sie gehören auf jeden Fall auf die Gabentische von Bewohnern des Bergischen Landes, dessen größte Stadt Wuppertal ist.
Die drei Bücher, die mir vorliegen, erschienen bei verschiedenen Verlagen. Bernstein Verschwörung im rga Buchverlag, Das Schwebebahn-Komplott im KBV-Verlag, und BlutGrab bei CW Niemeyer. Das ist mein letzter Kenntnisstand.