Rezension
Das ist der fünfte Krimi um die Ermittlerin Helene Christ. Er erschien im Frühjahr 2018 und zwar wieder im GRAFIT Verlag.
Liebe Leser, werfen Sie bitte einmal einen Blick auf die Vita des Autors. Genau, da steht: „H. Dieter Neumann … war Offizier in der Luftwaffe der Bundeswehr….. Der passionierte Segler ….
Disziplin und gleichzeitig Leidenschaft scheinen seine Stärken zu sein, die er beim Schreiben einsetzen kann. Disziplin benötigt man, um die Figuren so behutsam zu entwickeln, dass sie dem wahren Leben zu entstammen scheinen und Leidenschaft, um dem Leser deutlich zu machen, dass es noch mehr gibt als Mord und Totschlag. Hier ist es die Verbundenheit mit dem Wasser, der H. D. Neumann seit seinem ersten Band permanent Ausdruck verleiht. Nicht aufdringlich, aber durchgängig präsent ist das Thema „Leben auf dem Wasser“ in den Geschichten des Autors.
Helene Christ ist inzwischen Oberkommissarin und leitet kommissarisch die Mordkommission in Flensburg, nachdem Edgar Schimmel, genannt der Graue, vorzeitig in den Ruhestand versetzt wurde. Von ihm hat Helene eine Menge gelernt und scheut sich auch heute nicht, ihn um Rat in kniffligen Situationen zu fragen.
Eine kluge Frau, diese Helene Christ.
Von ihr lernt wiederum der frisch zum Kriminalkommissar beförderte Mitarbeiter Nuri Önal.
So, an die Arbeit. Der Bauer Enno Brodersen ist tot. Erschossen. Die Waffe: ein Gewehr. Sein Gewehr. Die Tatumstände sind merkwürdig. Was zunächst wie ein Selbstmord aussieht, kann so gar nicht geschehen sein. Eigentlich. 
Hatte Enno Brodersen Feinde?
Ich frage mal anders: Hatte Enno Brodersen Freunde?
Da rührt sich tatsächlich keine Hand.
Gründe, dem toten Bauern alles Schlechte zu wünschen, gibt es reichlich. Aber wer geht dann soweit, dass er Enno Brodersen auch umbringt?
Eine spannende Frage für Helene Christ und ihren tüchtigen Mitarbeiter Nuri Önal. Die beiden fahren tagelang im Geiste Karussell. Befragungen auf dem Land sind mühsam. Was die Landbevölkerung am besten kann, ist Schweigen. Noch besser: Verschweigen. Das sind auch in der Feldmark die Königsdisziplinen.
Endlich zeigt sich ein Hoffnungsschimmer. Der wird zur Vermutung, Aus der Vermutung wird ein handfester Verdacht. So muss es gewesen sein.
Wirklich?
Wer friedlich auf dem Land leben will, muss Regeln einhalten. Muss nach Regeln leben, die es halt schon immer gegeben hat. Da muss man nicht lange drüber reden. Das ist so. Alles klar?
Und dann zeigt der Autor, wie man einem gewieften Krimileser das Wasser in die Augen treibt. 
H. Dieter Neumann
Blutmöwen


Bewertung

5/5 Region

5/5 Sprache

5/5 Originalität

5/5 Emotion

5/5 Plot (das Handlungsgerüst)


Gesamtbewertung

Informatives

Autor/en

H. Dieter Neumann, Jahrgang 1949, war Offizier in der Luftwaffe der Bundeswehr und in verschiedenen internationalen Dienststellen der NATO. Anschließend arbeitete der diplomierte Finanzökonom als Vertriebsleiter und Geschäftsführer in der Versicherungswirtschaft, bevor er sich ganz aufs Schreiben verlegte. Der passionierte Segler ist verheiratet, hat zwei erwachsene Töchter und lebt in Flensburg.

Kommissar/e

H. Dieter Neumann stellt in seinem ersten Band die junge Kriminalkommissarin Helene Christ, stets nur Helene genannt, vor. Noch muss sie sich gegenüber dem kurz vor der Pensionierung stehenden Kollegen Edgar Schimmel behaupten. Mit Lächeln, Charme und eiserner Disziplin gelingt es ihr. Sie versteht ihn und kennt genügend Mittel und Wege für einen freundschaftlich kollegialen Umgang. Im zweiten Band tritt Helene deutlich selbstbewußter auf. Das passt zu ihr. Sie ist eine glaubwürdige Ermittlerin, die sich der Leser gut als Protagonistin für weitere Fälle vorstellen kann. Ja, und im dritten Band erlebt der Leser Helene in Hochform.


Tatort/e



"Dunkles Wasser" von H. Dieter Neumann



"Feuer in den Dünen" von H. Dieter Neumann



H. Dieter Neumann - Interview mit dem Autor