Rezension

Lieber Leser, sollte Sie Ihr Weg nach Südtirol führen, was ich Ihnen wünsche, dann sprechen Sie zumindest Einheimischen gegenüber nur von „Südtirol“, nicht von Italien oder Norditalien oder von Österreich. Diese zauberhafte Region heißt Südtirol und ist so eigenständig wie ihre Bewohner. Ähnliches gilt für Bozen und Meran. Die Vorzüge beider Städte sollten Sie auch stets nur vor den jeweiligen Bewohnern äußern. Ich gestatte mir an dieser Stelle den neutral gemeinten Hinweis, dass beide Städte über eine Fülle von Vorzügen, Besonderheiten usw. verfügen. Die Listen dürften etwa gleich lang sein.
Schuld an meiner Begeisterung für Südtirol trägt Elisabeth Florin. Meine Liebe speziell zu Regional-Krimis hat dazu geführt, dass wir (meine Frau und ich), während unserer Reisen auch „Tatorte“ besuchen. Deshalb steht seit gut zwei Jahren Meran und der kleine Bergort Katharinaberg (der erste Ort im Schnalstal) auf der Liste der gern besuchten Orte auf der Reise in den Süden.
Genug, dies ist eine Krimi-Rezension – kein Reiseführer. Hier geht es um Mord und Totschlag. Hier wird ermordet und ermittelt.
Commissario Pavarotti kam nie nach Rom ist der vierte Band um den Commissario aus Meran, der mit seinem Ispettore Emmenegger zusammenarbeiten muss und mit Lissie von Spiegel nicht zusammenarbeiten will.
Die Autorin ist in Meran und Umgebung (Seitentäler eingeschlossen) so gut wie zu Hause. Hier kennt sie jeden Stein und macht den Leser auf bemerkenswert unauffällige Art und Weise mit Details zu und über ihre Tatort-Region vertraut. Keinerlei Aufdringlichkeit oder übertriebenes Hervorheben sind zu spüren.
Was das aus nur zwei Akteuren bestehende Ermittlerteam angeht, so schöpft die Autorin aus dem Vollen. Und dabei hat sie sich wirklich keine leichte Aufgabe gestellt. Pavarotti und Emenegger, meine Güte, verschiedener können zwei Menschen nicht sein. Und diese beiden müssen zusammenarbeiten! Hervorragend beschrieben – beide. Jeder einzigartig und glaubhaft dargestellt. Durch die stimmige Beschreibung ihrer Charaktere werden Pavarotti und Emenegger auch vorstellbar. Ihre Zusammenarbeit kann ich nur mit schonungslos beschreiben. Schonungslos sich selbst und dem Partner gegenüber.
Und dann ist da noch Lissie. Lissie von Spiegel. Ein Buch ließe sich spielend über diese kapriziöse Dame schreiben.
Wer ist sie? Was will sie (wirklich)? Sagt sie jetzt gerade die Wahrheit? Kann man ihr vertrauen? Und wenn ja, wie lange?
Emenegger hat es längst aufgegeben, an Lissie zu glauben, auf sie zu hoffen. Pavarotti befindet sich stets ganz nah am Abgrund, wenn er an sie denkt, sie sieht, usw….
Übrigens, umgekehrt ist es ähnlich.
Commissario Pavarotti kam nie nach Rom ist aber keine Lovestory, es ist ein Krimi mit geschichtlichem Hintergrund – dem tiefen Einblick in die Geschichte der Rattenlinie nach Südtirol.
Die Autorin hat hervorragend recherchiert und bietet eine Handlung mit Top-Besetzung. Jeder dieser drei Akteure verdient Bewunderung. Ich kann mir gut vorstellen, dass jeder der drei seine eigene Anhängerschar unter der Leserschaft findet.
Das Buch erschien Ende Juni 2018 bei emons:, wie die ersten drei Bände auch. Soll ich sagen, es ist der „beste Pavarotti“? Dann würde ich den ersten dreien unrecht tun (aber denken ist ja erlaubt).

Elisabeth Florin
Commissario Pavarotti kam nie nach Rom


Bewertung

5/5 Region

5/5 Sprache

5/5 Originalität

5/5 Emotion

5/5 Plot (das Handlungsgerüst)


Gesamtbewertung

Informatives

Autor/en

"Elisabeth Florin arbeitet neben ihrer Autorentätigkeit als Wirtschafts- und Finanzjournalistin. Sie war Redakteurin bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Filmemacherin beim Norddeutschen Rundfunk in Hamburg und hat Features für den RIAS in Berlin produziert,. Ihre ersten journalistischen Sporen hat sich die Autorin Anfang der achtziger Jahre beim deutschen Sender der Radiotelevisione Italiana (RAI) in Bozen verdient. Aus dieser Zeit stammt ihre Liebe zu Südtirol und seinen Menschen. Die Autorin lebt mit Ehemann und Kater im Taunus. Mehr über Elisabeth Florin unter www.elisabethflorin.de."

Kommissar/e

Der singt nicht. Der will nur ermitteln. Commissario Luciano Pavarotti aus Meran ist überhaupt nicht stolz auf seinen Namen. Im Gegenteil, jeder andere wäre ihm lieber. Überhaupt scheint Bescheidenheit eine seiner herausragenden Tugenden zu sein. So sicher er als Commissario, also in Ausübung seines Amtes, auftritt, so vorsichtig agiert der Privatmann Pavarotti. Häufig quälen ihn Zweifel an diesem oder jenem, Überlegungen stellt er an zur Richtigkeit seines Tuns und er scheint bereits beim Denken ins Schwitzen zu geraten.

Tatort/e


"Commissario Pavarotti kam nie nach Rom" von Elisabeth Florin - Rezension von Meine Kommissare