Rezension
Der singt nicht. Der will nur ermitteln. Commissario Luciano Pavarotti aus Meran ist überhaupt nicht stolz auf seinen Namen. Im Gegenteil, jeder andere wäre ihm lieber. Überhaupt scheint Bescheidenheit eine seiner herausragenden Tugenden zu sein. So sicher er als Commissario, also in Ausübung seines Amtes, auftritt, so vorsichtig agiert der Privatmann Pavarotti. Häufig quälen ihn Zweifel an diesem oder jenem, er stellt Überlegungen an zur Richtigkeit seines Tuns und er scheint bereits beim Denken ins Schwitzen zu geraten. Dabei ist der Kreis der ihm wirklich nahestehenden Personen, die ihm Sorgen bereiten könnten, durchaus überschaubar.
Da diese Personen sein berufsbedingtes Handeln in diesem Fall mit beeinflussen, ist eine kurze Beschreibung angebracht. Zunächst gibt es den vierzehnjährigen Justus, den er bis auf weiteres bei sich aufgenommen hat, weil die Alternative für den elternlosen Jungen Fürsorge heißt. Die beiden leben zwar zusammen in einer Maisonette im ältesten Meraner Stadtteil Steinach, kommunizieren aber miteinander äußerst sparsam – und auch das ist noch übertrieben.
Dann gibt es Lissie von Spiegel. Sie kennt er noch aus dem vorangegangen ersten Band Pavarotti trifft keinen Ton. Lissie wohnt in Frankfurt, besitzt einen dreijährigen Dobermann namens Spock und sucht verzweifelt einen Job, als sie von Pavarotti um Hilfe und nach Meran gebeten wird.
Lissie freut sich den Commissario wieder zu sehen, auch Pavarotti freut sich. Doch Freude zu zeigen, also so richtig, fällt beiden doch sehr schwer. Und so konzentrieren sie sich eben auf die Arbeit und werfen sich verstohlene Blicke zu. In diesem Punkt wird dem Leser mal ein anderes Bild von einem italienischen Single vor Augen geführt.
Und es gibt die Gerichtsmedizinerin Editha, zu der die Autorin feststellt. „Eine schreckliche Frau. Bedauerlicherweise war sie seine Schwester.“
Noch verwirrender als das Privatleben der beiden Protagonisten, denn Lissie gehört unbedingt dazu, ist der Mord an Michael Cabruni. Tatort ist die Privatklinik für psychische Störungen am Steinernen Steg. Der Tote saß in einem Rollstuhl. Und ob es sich bei dem Ermordeten wirklich um besagten Michael Cabruni handelt, steht auch noch nicht fest.
Der Mord ereignete sich auf dem Gelände besagter Klinik, als Zeugen können demnach in erster Linie die Insassen dieser Klinik und das Personal vernommen werden. Dieser Umstand gestaltet die Bemühungen um die Aufklärung der Untat äußerst schwierig und lässt bei den Befragungen grundsätzliche Vorbehalte entstehen.
Wenn die Geschehnisse der Gegenwart nicht genügend Aufschluss geben, muss man sich, gemeint ist natürlich Pavarotti, eben mit der Vergangenheit des Toten beschäftigen. Das tut der Commissario, das tut Lissie und das tun die Insassen durch ihr Verhalten und das Beantworten der ihnen gestellten Fragen.
Und für den anspruchsvollen Leser hält die Autorin regelmäßig in den Handlungsablauf eingestreute Gesprächsprotokolle des Kriminalpsychologen Dr. Sigmund Frahm bereit.
Das dreihundertsechsundneunzig Seiten starke Buch verlangt vom Leser große Aufmerksamkeit. Wer dazu die Bereitschaft mitbringt und bei der Verfolgung eines Verwirrspiels Vergnügen empfindet, dem kann ich das Buch sehr empfehlen. Gefallen haben mir auch die zahlreich eingestreuten Hinweise zur Region. Elisabeth Florin zeigt, dass sie sich hier auskennt. Das beweist auch der Klappentext. „Elisabeth Florin arbeitet neben ihrer Autorentätigkeit als Wirtschafts- und Finanzjournalistin. Sie war Redakteurin bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Filmemacherin beim Norddeutschen Rundfunk in Hamburg und hat Features für den RIAS in Berlin produziert,. Ihre ersten journalistischen Sporen hat sich die Autorin Anfang der achtziger Jahre beim deutschen Sender der Radiotelevisione Italiana (RAI) in Bozen verdient. Ausdieser Zeit stammt ihre Liebe zu Südtirol und seinen Menschen. Die Autorin lebt mit Ehemann und Kater im Taunus. Mehr über Elisabeth Florin unter www.elisabethflorin.de.“ 
Commissario Pavarotti küsst im Schlaf ist der zweite Band um Commissario Luciano Pavarotti. Er erscheint, wie auch der erste, Commissario Pavarotti trifft keinen Ton, bei emons:. 
Elisabeth Florin
Commissario Pavarotti küsst im Schlaf


Bewertung

5/5 Region

5/5 Sprache

5/5 Originalität

5/5 Emotion

5/5 Plot (das Handlungsgerüst)


Gesamtbewertung

Informatives

Autor/en

"Elisabeth Florin arbeitet neben ihrer Autorentätigkeit als Wirtschafts- und Finanzjournalistin. Sie war Redakteurin bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Filmemacherin beim Norddeutschen Rundfunk in Hamburg und hat Features für den RIAS in Berlin produziert,. Ihre ersten journalistischen Sporen hat sich die Autorin Anfang der achtziger Jahre beim deutschen Sender der Radiotelevisione Italiana (RAI) in Bozen verdient. Aus dieser Zeit stammt ihre Liebe zu Südtirol und seinen Menschen. Die Autorin lebt mit Ehemann und Kater im Taunus. Mehr über Elisabeth Florin unter www.elisabethflorin.de."

Kommissar/e

Der singt nicht. Der will nur ermitteln. Commissario Luciano Pavarotti aus Meran ist überhaupt nicht stolz auf seinen Namen. Im Gegenteil, jeder andere wäre ihm lieber. Überhaupt scheint Bescheidenheit eine seiner herausragenden Tugenden zu sein. So sicher er als Commissario, also in Ausübung seines Amtes, auftritt, so vorsichtig agiert der Privatmann Pavarotti. Häufig quälen ihn Zweifel an diesem oder jenem, Überlegungen stellt er an zur Richtigkeit seines Tuns und er scheint bereits beim Denken ins Schwitzen zu geraten.

Tatort/e