Fangen Sie hinten an. Nicht vorn. Lesen Sie erst, was Ihnen die Autorin auf den Seiten 364 bis 367 in ihrem Nachwort über den Ort Katharinaberg im Schnalstal zu sagen hat. Dieser zauberhafte kleine Ort, der in 1245 Meter Höhe auf einem hohen Felsen gelegen ist und nach dem Stand von 1971 etwa 235 Einwohner zählt, ist nämlich ein Tatort.
Und wenn Sie den Ort in sich aufgenommen haben und sich Häuser und Gassen und Menschen vorstellen können, versuchen Sie das Rad der Zeit ein wenig zurückzudrehen, erst einmal um 20 Jahre und dann noch einmal bis zu den 50er Jahren.
Jetzt sind Sie bereit, Commissario Pavarotti und Lissie bei ihren Ermittlungen zu folgen. Pavarotti ermittelt, weil er Ermittler ist und Lissie von Spiegel ermittelt, weil sie eben Lissie ist.
Der zufällige Fund eines kleinen Skeletts ist der Beginn einer Geschichte, die einen Kriminalfall erzählt. Es ist aber auch eine Geschichte, die einen Lebensabschnitt des Commissario berührt und die Dorfbewohner eindringlich an Zeiten erinnert, die die Betroffenen gern vergessen machen würden.
Das geht aber nun mal nicht, weil Pavarotti in Sachen Verbrechensaufklärung ein vorbildlicher Polizist ist; zugleich ist er ein Mensch mit einer ganzen Reihe menschlicher Schwächen, die dem Polizisten manchmal im Wege stehen. Dann trägt der Commissario im tiefsten Innern schwere Kämpfe mit sich aus. Mal gewinnt der Polizist, mal der Mensch Pavarotti. Eine seiner Eigenschaften ist seine völlig eigene Auffassung von Humor. Weder versteht er humorige Anmerkung Dritter, noch kann er andere zum schmunzeln oder gar zum Lachen bringen.
Ach ja, das ansehnliche Mannsbild sollte sich eigentlich längst eine Frau an seine Seite genommen haben. Weit gefehlt. Frauen scheinen ihn zu irritieren – bis auf Lissie, sie nimmt regelmäßig gedanklich Besitz von ihm. Und wenn sie dann vor ihm steht, ist er sprachlos.
Der Leser erhält Gelegenheit, sich in eingeschobenen Abschnitten ein Stimmungsbild vom früheren Leben der Menschen im Ort zu verschaffen. Einzelne Schicksale werden scharf hervorgehoben. Recht schonungslos beschreibt die Autorin die Lebensumstände – es halt ein Krimi, oder besser: ein Kriminalroman. Denn etwas Romanhaftes besitzt die Handlung, von der man sich ständig ein erlösendes Ende erhofft. Nein, Elisabeth Florin hält die Spannung bis zum Schluss. Die Geschichte ist zu komplex, um auf weniger Seiten erzählt werden zu können. Auch den Akteuren muss der Leser genügend Raum zugestehen, allen voran Pavarotti mit all seinen Wesenszügen und natürlich Lissie, die in diesem Buch eine Achterbahnfahrt erlebt, dass dem Leser schwindlig werden kann.
Commissario Pavarotti spielt mit dem Tod ist der dritte Band um den Commissario. Er erschien im Mai 2016, und wie die beiden anderen auch, bei emons:. Achtung verdient die Autorin für die Idee zur Geschichte, die vorstellbar scheint, wenn man die Geschichte des Ortes und die Geschichten der Bewohner aufnimmt. Die Beschreibungen der Menschen und ihrer Lebensumstände haben nichts, aber auch gar nichts, mit Romantik in den Bergen zu tun. Sie bilden vielmehr den Rahmen zum Kriminalfall.