Am 16. Januar 2020 erschien der fünfte Südtirol-Krimi um den Bozener Commissario Grauner. Ganz nüchtern formuliert. Tatsächlich zeigt der Autor seiner Leserschaft, wozu der gekonnte Umgang mit der deutschen Sprache in der Lage ist. Lenz Koppelstätter bietet dieses Mal neben einer spannenden Geschichte eine Erzählform, die den Leser permanent staunen lässt. Nein, das ist keine Übertreibung. Das ist der Versuch einer Deutung, was ich während des Lesens empfunden habe. Hinzu kommen Beschreibungen und Betrachtungen, die Stimmungsbildern Farbe geben und den bekannten Akteuren sehr viel mehr Leben und Persönlichkeit verleihen. Was geht in den Köpfen von Johann Grauner und Claudio Saltapepe in heiklen Situationen tatsächlich vor? Lernen Sie Grauners Frau Alba und Staatsanwalt Dr. Martino Belli in Stresssituationen kennen. Das ist der Bogen den der Autor spannt. Er scheint in Das Leuchten über dem Gipfel alle Beteiligten (alle!) bewusst einem Belastungstest unterziehen zu wollen. Dabei geht es doch dem Text auf der Umschlagseite nach „nur“ um einen verschwundenen Fußballspieler und um die alljährlichen Gustav-Mahler Musikwochen in Toblach. Lenz Koppelstätter kann es sich leisten, Grauner über seine Liebe zu Südtirol und Saltapepe über seine Liebe zu seinem Fußballklub SSC Neapel sinnieren zu lassen. Viele Zeilen lang. Dieses Verhalten macht Bindungen und Verbindungen deutlich. Es erklärt Verhaltensweisen bei den einzelnen Personen. Warum setzt sich dieser oder jener so vehement für eine bestimmte Person oder eine bestimmte Sache ein? Und begibt sich zusätzlich noch in Gefahr! Und wird zudem bei Erfolg nicht zusätzlich belohnt – es gibt nämlich auch in der Questura Bozen keine erfolgsabhängige Bezahlung. Ein Lob gebührt dem Autor auch für seine gründlichen Recherchen. Auch in dieser Beziehung hat er Anerkennung verdient. Er macht den Leser ein wenig mit Gustav Mahler vertraut und zeigt sich gleichzeitig kundig in der Welt des Fussballs – egal ob Höhen oder Tiefen. Das Leuchten über dem Gipfel ist für Grauner-Freunde ein echter Grund zur Freude und kann für alle „Neuen“ der Beginn einer wunderbaren Freundschaft sein. Das Buch erschien, wie schon oben beschrieben am 16. Januar 2020 und wieder bei Kiepenheuer & Witsch (KiWi).