Rezension
Wenn ein Fall achtzehn Jahre zurückliegt und abgeschlossen ist, dann ist daran nicht zu rütteln. Erst recht nicht, wenn es damals die eine oder andere Ungereimtheit gegeben hat und alle Beteiligten froh sind, einen Schlussstrich ziehen zu können. Zum Beispiel hat man die beiden Ermordeten, die Mutter und ihr Kleinkind, nie gefunden und der Täter konnte nur aufgrund von Indizien überführt werden.
Jetzt, nach fast zwei Jahrzehnten, meldet sich eine junge Frau bei der Kriminalkommissarin Femke Sundermann und behauptet, das angeblich ermordete Kleinkind zu sein.
Die Voraussetzungen für einen guten Ausgang dieses Zusammentreffens sind denkbar schlecht. Erstens taucht Lena Weitz, das ermordet geglaubte Kleinkind, mitten in der Nacht, bei grauenhaftem Wetter, in Femkes Ferienhaus an der Nordsee auf, zweitens ist Femke seit einem halben Jahr vom Dienst suspendiert und drittens war die Mutter von Lena Weitz Femkes beste Freundin. Also wirft Femke Lena raus.
Natürlich geht die Geschichte weiter, wir befinden uns erst auf Seite elf und das Buch hat dreihundertachtzehn Seiten.
Dazwischen erzählt Helge Thielking eine packende und aufregende Geschichte, die sich zwischen Neuharlingersiel, Ostfriesland, und Bremen abspielt.
Ich verspreche Ihnen einen Krimi mit Spannung und sehr viel Aufregung.
Protagonistin, und in diesem Fall auch Heldin, ist die vom Dienst suspendierte neununddreißigjährige Kriminalhauptkommissarin Femke Sundermann. Sie fügt in Heimarbeit, ihr Büro ist ja tabu, viele kleine Puzzlesteine zusammen, recherchiert und improvisiert. Sie vertraut sich Freunden an und wird enttäuscht. Immer wieder stößt sie auf Lena Weitz, die verzweifelt die Wahrheit sucht.
Ein Knacks in ihrem Leben, der Grund für die Suspendierung, erschüttert regelmäßig ihr seelisches Gleichgewicht. Wem Femkes Schicksal unglaubwürdig erscheint, sollte sich manche Schlagzeile großer Tageszeitungen ins Gedächtnis rufen.
Helge Thielking beschreibt akribisch die Ermittlungsarbeit der Einzelkämpferin Femke und der dazu parallel laufenden Polizeiarbeit des Teams im Landeskriminalamt Bremen, das von Kriminalhauptkommissar Lothar Hemmer angeführt wird. Dieser steht seiner ehemaligen Kollegin nicht gerade hilfreich zur Seite.
Das Rad dieser Geschichte dreht sich zunehmend schneller. Der Leser beginnt sich mehr und mehr zu fragen, ob sie (Femke) es überhaupt schaffen kann, die vielen Fragen zu beantworten, zumal ein weiteres Ereignis für Verwirrung sorgt. Großartig gelungen ist dem Autor auch die Beschreibung des Gerichtsmediziners Dr. med. Lennart Maaß, Oberarzt des Instituts für Rechts- und Verkehrsmedizin. Zudem erhält der Leser in diesem Fall mehr als die üblichen Einblicke in die Arbeit eines Pathologen bei Gericht.
Widmen Sie diesem Buch beim Lesen bitte Ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. Es hat es verdient.
Das gute Kind erschien im August 2015 bei Bastei Lübbe. „ Helge Thielking, 1975 in Bremen geboren, machte seine Reiseleidenschaft zum Beruf und studierte Tourismuswirtschaft und Marketing. Noch während des Studiums entdeckte er seine zweite Leidenschaft: das Schreiben. Nach Zwischenstationen in Wilhelmshaven, Los Angeles und Köln lebt er heute wieder in seiner Geburtsstadt“. So steht es im Klappentext des Buches. Mehr über den Autor erfahren Sie auf seiner Website www.helge-thielking.de
Helge Thielking
Das gute Kind


Bewertung

5/5 Region

5/5 Sprache

5/5 Originalität

5/5 Emotion

5/5 Plot (das Handlungsgerüst)


Gesamtbewertung

Informatives

Autor/en

Helge Thielking, 1975 in Bremen geboren, machte seine Reiseleidenschaft zum Beruf und studierte Tourismuswirtschaft und Marketing. Noch während des Studiums entdeckte er seine zweite Leidenschaft: das Schreiben. Nach Zwischenstationen in Wilhelmshaven, Los Angeles und Köln lebt er heute wieder in seiner Geburtsstadt. Mehr über den Autor erfahren Sie auf seiner Website www.helge-thielking.de.

Kommissar/e

Die Bezeichnung Heldin passt zur der neununddreißigjährigen vom Dienst suspendierten Kriminalhauptkommissarin Femke Sundermann. Sie sammelt in Heimarbeit Informationen, schließlich ist ihr Büro tabu. Sie recherchiert und improvisiert. Sie vertraut sich Freunden an und wird enttäuscht. Und sie bietet ihren Vorgesetzten die Stirn.

Tatort/e