Manch einer will lustig sein und kriegt es einfach nicht hin. Totenstille im Raum, wenn er auch nur den Mund aufmacht.
Humorvoll zu sein, ist eine Kunst, eine Kunst der richtigen Dosierung, auch des richtigen Moments. Man selbst gibt den Einsatz – und dann muss es klappen. Je ruhiger, desto besser, erfolgreicher. Nur wenige beherrschen den gezielten und zugleich sinnvollen Einsatz launiger Beiträge. Bis zur Albernheit ist es nur ein kleiner Schritt.
Die Erfahrung zeigt, dass nichts peinlicher ist, als ein mißlungener „Auftritt“.
Noch schwieriger ist der Umgang mit dem geschriebenen Wort. Das steht da und kann nicht mehr weg. Wer aber den humorvollen Umgang mit Sprache und Witz beherrscht und gezielt als gestalterisches und belebendes Element einsetzen kann, gehört zum überschaubaren Kreis der Könner.
Und Könner kalkulieren, wägen ab, verschießen ungern ihr Pulver. Könner müssen warten können.
Um so mehr bewundere ich die Konstanz, die manchen Autorinnen und Autoren zu eigen ist, wenn sie ein ganzes Buch mit humorvollem Inhalt füllen. Von der ersten bis zur letzten Seite mit gleichbleibendem Anspruch, nie in Banalität abgleiten und dennoch stets auf hohem Niveau bleiben. Nicht vergessen, der Humor ist nur die Beigabe, die Essenz, denn vordergründig geht es um die Handlung einer Geschichte.
Humor in einem Krimi ist ein ganz schwieriges Thema. Mord und Totschlag erleben und sich vor Lachen krümmen.
Geht gar nicht.
Aber so ganz ohne Lachen oder wenigstens schmunzeln?
Geht auch nicht.
Da haben es die Meister der Übertreibung schon leichter. Die Könner aus der Oberliga. Bei denen man Mühe und Anstrengung nicht vermutet, weil Humor stets als leicht empfunden wird. Ein großer Irrtum. Aber davon soll hier nicht die Rede sein.
Ich möchte vielmehr über Jörg Maurer und seinen im Oktober 2020 erschienenen Band Den letzten Gang serviert der Tod sprechen.
Gewiss konnte man den bisher erschienenen Bänden eine, sagen wir mal lockere, Erzählweise nicht absprechen. Aber in seinem dreizehnten Band geht Jörg Maurer noch ein Stück weiter. Angesichts des fast schon skurrilen Tatorts bzw. der Tatumstände eigentlich nur ein logischer Schritt. Und den konnte nur dieser Autor gehen.
Ja, er ist ein Meister der Übertreibung. Er überzieht und überdehnt und strapaziert seine Leserschaft bis zum Äußersten.
So habe ich es jedenfalls empfunden.
Der Buchtitel liefert bereits erste Hinweise auf das Tatort-Umfeld. Als Kulisse hat Jörg Maurer dieses Mal ein weit abgelegenes Edelrestaurant gewählt. Opfer sind Mitglieder eines exklusiven Kochclubs, die sich in regelmäßigen Abständen zu exquisit gestalteten Kochabenden treffen.
Daraus wird dieses Mal nichts. Die Küche wird zum Tatort.
Da die Mitglieder des Kochclubs ausnahmslos wohlbekannte und angesehene Bürger sind, erscheint die Tat um so rätselhafter.
Der Autor hält noch mehr Zutaten bereiten, die besonders die Herzen der Stamm-Leserschaft höher schlagen läßt. Bekannte Namen und Plätze tauchen auf. Das Gefühl der Vertrautheit kommt auf.
Und dann liefert Jörg Maurer einen shutdown.
Den letzten Gang serviert der Tod erschien im Oktober 2020 im Fischer Verlag.