Rezension
Ein wenig seefest sollten Sie schon sein, lieber Krimileser. Tatort ist ein Schiff: Das Traditionsschiff Pippilotta, ein Dreimastgaffelschoner. Den gibt es wirklich, schauen Sie mal bei WIKIPEDIA nach.
Der Autor hat dieses Schiff nach einem ausgiebigen Törn so sehr in sein Herz geschlossen, dass er diesen Segler zum Schauplatz eines gar schauerlichen Verbrechens gewählt hat. Denn so, wie Oliver Kaufmann ums Leben kommt, das ist schon eine ganz perfide Art. Nicht so wie sonst üblich mit Messer, Schusswaffe, Gift oder dergleichen. Nein, oben an der Rahe baumelnd, und somit aus Sicht von Landratten in beträchtlicher Höhe, baumelt Olli. Was eigentlich auch so sein sollte, denn Olli ist Schauspieler und um seiner vorgegebenen Rolle gerecht zu werden, sollte er da hängen. Allerdings nur „wie“ tot und nicht „wirklich“ tot.
Das hat aber in diesem Fall seine Richtigkeit, den sonst wäre Der Bulle von der Schlei ja auch kein Krimi.
Und schon wir mitten in der Handlung bzw. mitten auf dem Schiff. Hier herrscht im Moment ziemliches Gedrängel, weil der bekannte Regisseur Dominik Voigt einen Film dreht, in dessen Verlauf erwähnter Olli tot an der Rahe hängend gefunden werden soll. Da er tatsächlich tot ist, wird die Polizei gerufen und das Gedränge auf dem Schiff nimmt zu. Ermittler sind Kriminaloberkommissar Paul Beck, K1 der BKI Flensburg und sein Kollege Nick Harder. Die beiden fast gleichaltrigen Kriminalisten könnten unterschiedlicher nicht sein. Nick verhält sich mit seinen gut dreißig Jahren, sagen wir mal, durchaus altersgerecht, während Paul in Ausübung seines Berufes einer anderen (früheren) Zeit zu entstammen scheint. Kleidung, Verhalten und Auftritt irritieren zunächst Menschen, die ihn noch nicht kennen. Dann folgt eine Phase des Verstehens und am Ende kommt niemand umhin, diesem Mann Achtung und Sympathie entgegenzubringen. Zu kompliziert?
Lesen Sie das Buch und Sie werden verstehen.
Die Vermutung liegt nahe, dass Paul Der Bulle von der Schlei ist.
Ist er aber nicht – es ist ein anderer.
Ein Mord auf einem nur 44 Meter langen Schiff und dann noch in luftiger Höhe, der muss doch aufzuklären sein. Das kann doch nicht so schwer sein. Es kann doch nur einer von den wenigen Schauspielern gewesen sein, oder?
Alles richtig, aber jeder von diesen Schauspielern hat ja auch sein eigenes Leben und seine eigene Geschichte. Und je mehr gefragt wird, desto mehr Verwirrung entsteht.
Noch mehr verwirrt werden die beiden Ermittler (beides Junggesellen übrigens) durch das Auftauchen ihrer zwei hübschen dänischen Kolleginnen. Denn Bengt Thomas Jörnnson bietet seinen Lesern auch noch eine Entführung in Dänemark. Da es sich bei der Entführten um die Schwester des Ermordeten handelt, scheint eine Zusammenarbeit zwischen deutscher und dänischer Polizei sinnvoll.
Der Autor zeigt, wie man solche Fälle auf einem Schiff löst. Und nebenbei beweist er noch viel Sachkunde rund ums Schiff.
Der Bulle von der Schlei erschien 2016 bei emons:, wie die anderen Bücher des Autors auch. Ich empfehle den Besuch seiner Website joernsson.de. 
Bengt T. Jörnsson
Der Bulle von der Schlei


Bewertung

5/5 Region

5/5 Sprache

5/5 Originalität

5/5 Emotion

5/5 Plot (das Handlungsgerüst)


Gesamtbewertung

Informatives

Autor/en

Bengt Thomas Jörnsson, geboren 1969 in Bremerhaven, ist Pädagoge, Germanist und promovierter Psychologe. Bevor er sich ganz dem Schreiben gewidmet hat, war er einige Jahre in der Wissenschaft tätig. Jörnsson ist verheiratet und lebt und arbeitet in Kiel.

Kommissar/e


Tatort/e