Was mich am meisten an diesem Buch begeistert, das sind die Akteure. Die beiden Protagonisten. Kommissar Horst Müller und seine Kollegin Paulina Kowalska. Horst ist an Biederkeit, Pedanterie und Ordnungssinn kaum zu überbieten. Hat er Humor? Na, ja. Irgendwo in diesem Buch hat er auch mal gelacht. Zu (seinem) Glück weist die sehr viel jüngere Paulina (die beiden siezen sich und reden sich mit Vornamen an) ihren Horst ab und zu mal auf ein Leben nach Dienstschluss hin.
Dazu der gänzliche Verzicht auf Heldenhaftes. Unglaublich, mit welch kleinkrämerischer Detailverliebtheit Harry Luck die Hauptfigur ausgestattet hat. Diese Fülle an Eigenschaften machen aus diesem Kommissar allerdings einen sehr guten Kommissar. Und seine Kollegin erweist sich als sehr hilfreiche Stichwortgeberin (Traumbesetzung). Die beiden Ermittler wiederum passen perfekt zu Bamberg. Zur Stadt und den vielen Facetten, die diese Stadt liebenswert machen. Ein wenig kann ich mitreden, weil ich während der vergangenen Jahre Bamberg zu unterschiedlichen Jahreszeiten mehrfach besucht habe. Ja, Rauchbier habe ich auch getrunken, natürlich im Schlenkerla, der historischen Rauchbierbrauerei.
Sie können also sicher sein, liebe Leser, dass in diesem Buch alles stimmt. Land, Leute und Besonderheiten. Fein aufeinander abgestimmt. Fehlt noch Mord und Torschlag.
Hier erweist sich der Autor als Meister der Zurückhaltung. Ein Mord. Mehr nicht. Das muss reichen. Das reicht auch.
Denn wie dieser Mord verübt wird, gibt schon einiges Rätselraten auf. Denn es ist etwas geschehen, was eigentlich nicht geschehen konnte oder durfte. Recherchen, Befragungen, Verdächtigungen, Sie kennen das ja. Nicht genug damit, schiebt Harry Luck noch eine zweite Handlungsebene ein. Verwirrung beim Leser. Zu recht.
Der Franken-Bulle erschien am 20. Februar 2020 bei emons:.