Mein Freund Stefan Malzkorn, der meine Begeisterung für Regionalkrimis kennt, drückte mir vor einigen Wochen diesen kleinen schmalen Band in die Hand. Ich bin nach zugegeben viel Zögern seiner Empfehlung gefolgt und habe Der Fremde im Backtrog gelesen. Ambitionierten Krimilesern kann ich nur empfehlen, es mir gleich zu tun: Vertrauen und lesen.
Es lohnt sich.
Schaut man sich die Vita des Autors an, findet man genügend Hinweise, die letzte Zweifel am literarischen Gehalt der Geschichte ausräumen. Mehr dazu am Ende dieser Rezensionen.
Für das Verstehen dieses Hamburg-Krimis kann aus meiner Sicht die Vorliebe für Franzbrötchen und die Liebe zu Hamburg nur hilfreich sein. Dazu gehören die Geschichte dieser Stadt ebenso wie einige Marotten ihrer Bürger. Denn jahrelang haben die Bürger unter der Herrschaft der französischen Besatzer gelitten. „Als Hamburger Franzosenzeit wird in der Geschichte Hamburgs die Zeit unter französischer Besatzung und Eingliederung in das Französische Kaiserreich in den Jahren von 1806 bis 1814 bezeichnet.“ So ist es bei Wikipedia nachzulesen.
Ob das Franzbrötchen auf die hier beschriebene Art und Weise in die Regale der Bäcker gelangte ist unerheblich. Maßgeblich ist für uns Krimileser allein der "Kriminelle Akt". Und an diesem gibt es keinen Zweifel: In Bastian Plüschs Backstube, in der Peterstraße 13, liegt ein Toter im Backtrog. Dieser ist nicht nur tot sondern zudem auch noch gewaltsam ums Leben gekommen. Er wurde ermordet.
Lieber Leser, die Handlung spielt im Jahr 1815, ein Jahr nach Abzug der Franzosen. Da war es mit der Öffentlichen Ordnung noch nicht zum Besten bestellt, abgesehen von den Lebensumständen und den Wohnverhältnissen – wenn man überhaupt von „Wohnen“ sprechen konnte.
Umso bemerkenswerter finde ich, dass es dem Autor gelungen ist, ein nicht ganz so düsteres Bild vom Leben zwischen den Stadtmauern zu beschreiben. Dieses Bild prägt sich der Leser eher und schneller ein, als düstere Beschreibungen, die naturgemäß eine innere Abwehrhaltung zur Folge haben. Das hat wiederum Einfluss auf das Nachvollziehen des Handlungsstranges.
Zur Handlung gehört unzweifelhaft die Sprache und ganz speziell in diesem Buch: Der Dialog. Mit größtem Vergnügen habe ich die Dialoge zwischen den Ratsherren verfolgt. Das Gelingen ist sicher dem Germanistik-Studium des Autors zu verdanken.
Zurück zur Handlung und Bastians Backstube.
Wie soll sich der Bäcker verhalten? Soll er den grausamen Fund der Polizei melden, wie es sich für einen braven Bürger gehört?
Soll das ein Witz sein?
Nein, der Tote muss verschwinden.
In diesem Punkt ist der Bäcker auf sich allein angewiesen. Wie er das bewerkstelligt, ist höchst lesenswert.
Damit ist das Problem aber nicht gelöst und ich werde jetzt nicht weitere Details der nachfolgenden Handlung verraten.
Der Fremde im Backtrog ist ein flüssig geschriebener, historischer Hamburg-Krimi.
Über den Autor steht im Klappentext: „Sören Ingwersen, 1970 in Hamburg geboren, studierte Germanistik, Philosophie und Musikwissenschaften und arbeitet als freier Autor, Kulturjournalist und Redakteur mit den Schwerpunkten klassische Musik und Theater für diverse Magazine und Tageszeitungen. „
Das Buch erschien im März 2017 im Franzbrötchen-Verlag Manfred Beseler, Hamburg.