Rezension
Sich ein wenig mit der Region zu befassen und mit den ganz speziellen örtlichen Besonderheiten vertraut zu machen, das kann nicht schaden. Wer mit hohen Bergen, engen Schluchten und reißenden Flüssen vertraut ist, befindet sich klar im Vorteil. Nein, diese Schöllenenschlucht hat nichts, aber auch gar nichts mit der heilen Welt der ständig gepflegten Schweizer Skipisten zu tun. Hier, wohin Silvia Götschi den Leser führt, wird man nicht schön braun von der Sonne sondern bleibt blass. Denn hier gibt es Plätze, wo kaum ein Sonnenstrahl hingelangt, oder der Schrecken sorgt für eine ungesunde Hautfarbe.
Ich war vor einigen Jahren in der Viamala-Schlucht, bin auch einen recht abenteuerlichen Wanderweg gegangen, einschließlich einer Hängebrücke, die ich nie (!) wieder betreten werde (aber ein wenig stolz war ich hinter doch).
Was ich damit sagen will: Ich weiß sehr genau, wovon die Autorin erzählt. Sie kennt nicht nur die Region, sie kennt jeden Stein und sie ist mit dem Wesen der hier lebenden Menschen vertraut.
So, das ist gewissermaßen die Kulisse. Fehlt noch die Handlung. Und auch hier erweist sie sich als gewiefte Kennerin ihres Metiers. Silvia Götschi spielt mit dem Leser – so ist zumindest mein Eindruck.
Sie erzählt die Geschichte vom Teufel in der Schöllenenschlucht. Eine Sage, etwas, was von Generation zu Generation weitererzählt wird.
Na ja, das mag alles stimmen. Aber was ist mit dem Teufel, den diese anscheinend geistig verwirrte Frau heute gesehen haben will? Was ist mit den vor Jahren verschwundenen Mädchen. Sie sind verschwunden, das ist nun mal eine Tatsache und die Polizeiakten wurden inzwischen geschlossen.
Unbestritten wahr hingegen ist, dass die seit zwanzig Jahren erfolgreiche Schriftstellerin Sophie Mars eine Schreibblockade hat und von ihrem Verleger in ein Luxushotel in Andermatt geschickt wird. Dort soll sie es sich gut gehen lassen und endlich wieder schreiben. Der Verlag braucht sie.
Die fünfundvierzigjährige Autorin kommt nach Andermatt und kehrt gleichzeitig nach fünfundzwanzig Jahren wieder hierher zurück. Hals über Kopf verlassen hatte sie diesen Ort und ihren damaligen Freund. Die Gründe waren im wahrsten Sinne des Wortes handfest.
Diesen Freund trifft sie heute wieder. Was dann beginnt, lieber Leser, ist eine Berg- und Talfahrt der Gefühle – ganz vorsichtig ausgedrückt.
Halten Sie sich fest, lesen Sie ganz genau was da steht.
Und dazu vermengt die Autorin sehr gekonnt „damals“ und „heute“. Nehmen Sie das Buch erst gar nicht in die Hand, wenn Sie nur ein paar Seiten lesen wollen.
Das wäre schade.
Der Teufel von Uri erschien im Herbst 2017 und, wie die vorangegangenen Bände der Autorin auch, bei emons:. 
Silvia Götschi
Der Teufel von Uri


Bewertung

5/5 Region

5/5 Sprache

5/5 Originalität

5/5 Emotion

5/5 Plot (das Handlungsgerüst)


Gesamtbewertung

Informatives

Autor/en

Silvia Götschi, geboren 1958 in Stand, lebte und arbeitete von 1998 bis 2014 im Kanton Schwyz. Seit der Jugend widmet sie sich dem literarischen Schaffen und der Psychologie. Sie hat sich vor allem in der Zentralschweiz mit der Kramer-Krimi-Reihe und den Davoser Krimis einen Namen gemacht. Seit 1998 ist sie freischaffende Schriftstellerin und Mitarbeiterin in einer Werbeagentur. Sie hat drei Söhne und zwei Töchter und lebt heute mit ihrem Mann in der Nähe von Luzern. Oberleutnant Valérie Lehmann hat erst vor wenigen Wochen den freigewordenen Posten bei der Kantonspolizei Schwyz angetreten nachdem sie sich von ihrem Mann getrennt hatte. Die Ermittlerin muss sich Seite für Seite die Anerkennung ihrer neuen Kollegen erarbeiten.

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