Frau Dr. Leocardia Kardiff ist Zahnärztin. Beliebt bei ihrem Team und ihren Patienten. Geliebt wird sie von ihren beiden Töchtern und ganz besonders geliebt von ihrem Freund, dem Hauptkommissar Jakob Zimmer.
Leo, wie sie kurz genannt wird, könnte somit ihr Leben genießen und den nächsten Lebensabschnitt mit ihrem Jakob planen, abwarten, wie auch immer.
Und warum tut sie das nicht?
Warum würgt sie Gespräche mit ihren Mitarbeitern ab?
Und warum widmet sie sich nicht endlich mehr ihrem Jakob? Mehrere Bände lang haben die Leser (ich auch) Leo und Jakob bei jedem Schritt und Treffen verfolgt. Jetzt, in Der Tod bohrt nach, sind sie endlich ein Paar.
Und was macht die beliebte und geliebte Zahnärztin?
Richtig, das, was sie am liebsten tut. Auf eigene Faust losziehen, schnüffeln, verfolgen. Zugestehen muss man ihr zumindest, dass sie so etwas wie ein schlechtes Gewissen hat und dauernd ihren Jakob (zumindest gedanklich) in ihre Überlegungen mit einbezieht.
Das war’s dann auch schon.
Dieses Buch ist ein Krimi, mit allem was dazugehört. Und wenn es neben Jakob und seinem Ermittlerteam noch eine für sich agierende Undercover-Agentin gibt, dann ist das in Ordnung. Denn sie hat zu manchen Dingen eine andere Sichtweise, sicher weniger professionell, dafür mit mehr Tiefgang und Gefühl.
In ihrem dritten Band um die Hobby-Ermittlerin, der Ende Juni 2018 bei emons: erschien, lässt die Autorin ihre Protagonistin buchstäblich „von der Leine“. Anders kann ich das nicht beschreiben. Soviel Spielraum hatte sie bislang nicht und diesen Spielraum nutzt sie aus. Gnadenlos. Es gibt kein Zurück mehr, nur ein latent schlechtes Gewissen (ihrem Jakob gegenüber) hat sie von Zeit zu Zeit. Die Neugierde scheint größer zu sein als die Angst, bei ihren Verfolgungen von den falschen Personen entdeckt zu werden. Auch ein wenig Sorge um Andere, in diesem Fall eine vermisste junge Frau, treibt sie um. Letzte Zweifel an der Richtigkeit ihres Tuns werden beiseite geräumt. Für Frau Doktor gibt es kein Zurück.
Es dreht sich aber nicht alles um Leo. Es gibt, wie in jedem guten Krimi, ein eingespieltes Ermittlerteam, dem Isabella Archan viel Zuwendung zuteilwerden lässt. Die Charaktere der einzelnen Akteure werden sehr treffend und liebevoll beschrieben – am Schluss erntet der Hauptkommissar nicht die Lorbeeren allein.