Rezension
Seit sechs Jahren ist Grauner Commissario bei der Polizei in der Landeshauptstadt Bozen, Südtirol. „Eingeklemmt zwischen Österreich, der Schweiz und Italien, das hier ja erst so halb anfing, offerierte Südtirol dem Besucher beides: Tiroler Kultur und südländisches Flair, Ordnungssinn und Dolce Vita, Knödel und Pizza“. Eine treffende Beschreibung auf Seite zwanzig und eine gute Einstimmung auf das Buch. Südtirol und Italien treffen auch in den Personen von Grauner und seinem jungen Ispettore Claudio Saltapepe aufeinander. Der aus Neapel nach Bozen versetzte Kollege bringt seine eigenen Erfahrungen im Umgang mit Verbrechern mit. Das möchte er natürlich dem älteren, völlig anders denkenden und handelnden, Grauner zeigen. Das klappt nur nicht so recht. Grauner führt ein Doppelleben. Er ist hauptberuflich Commissario in einer Polizeidienststelle, seine große Liebe gehört aber seinem kleinen Bauernhof, mit all den dazugehörenden Pflichten. So fängt sein täglicher Dienst erst nach dem Melken an. Dort, wo bislang die Präsenz der Streifenpolizei ausreichte, um für Ruhe und Ordnung zu sorgen, geschieht ein Mord. Das bringt nicht nur Unruhe in den kleinen Ort, wo mit Eintritt dieses Ereignisses auch der Einfluss des Bürgermeisters zu schwinden droht, sondern auch in die Zweisamkeit von Commissario und Ispettore. Der Ermordete wird auf einem Gletscher gefunden, aus Grauners Sicht ist der Tatort höchstens ungewöhnlich, aus Sicht des Neapolitaners unvorstellbar. Als dann während der Ermittlungen auch noch Ötzi, die tiefgefrorene Attraktion des Archäologiemuseums in Bozen, eine Rolle spielt, hat Saltapepe Mühe, die Geschehnisse nüchtern und sachlich zu betrachten. Der Autor lässt den Leser tief in die Täler seiner Heimat und die Gemütslagen seiner Mitbürger schauen. Man spürt: hier ist er Zuhause. Es wird handfest ermittelt, hartnäckig hinterfragt, auch wenn es den Befragten merklich unangenehm ist. Manche Fassade, die sich jahrelang gehalten hat, bröckelt und gibt Erstaunliches preis. Lenz Koppelstätter hat eine Geschichte geschrieben, die man sich genau nur dort vorstellen kann. Es passt alles zusammen: Region, Menschen und Umstände. Der naheliegenden Gefahr, ein wenig Werbung für die Bergwelt bzw. die Region zu machen, ist der Autor nicht erlegen. Verständnis hätte ich gehabt. Fazit: Ein wirklich gut gemachter Regionalkrimi, eine durchgängig verständliche Geschichte, vorstellbare Figuren und zwei bodenständige Ermittler. Als Zugabe gibt es Wissenswertes zu Ötzi. Gefallen hat mir natürlich das anschauliche Kartenmaterial am Anfang und am Ende des Buches. „Lenz Koppelstätter, Jahrgang 1982, ist in Bozen geboren und in Südtirol aufgewachsen. Nach dem Studium der Politik in Bologna und der Sozialwissenschaften in Berlin absolvierte er in München die Deutsche Journalistenschule. Als freier Autor hat er u.a. für den Tagesspiegel und Zeit Online gearbeitet, als Textchef für zitty – außerdem als Kolumnist und Medienentwickler für verschiedene Verlage, Magazine und Zeitungen. Der Tote am Gletscher ist sein erster Roman“. So steht es im Klappentext des im August 2015 bei KiWi erschienenen Buches. Mehr zum Autor finden Sie unter www.lenzkoppelstaetter.de.
Lenz Koppelstätter
Der Tote am Gletscher


Bewertung

5/5 Region

5/5 Sprache

5/5 Originalität

5/5 Emotion

5/5 Plot (das Handlungsgerüst)


Gesamtbewertung

Informatives

Autor/en

Lenz Koppelstätter, Jahrgang 1982, ist in Bozen geboren und in Südtirol aufgewachsen. Nach dem Studium der Politik in Bologna und der Sozialwissenschaften in Berlin absolvierte er in München die Deutsche Journalistenschule. Als freier Autor hat er u.a. für den Tagesspiegel und Zeit Online gearbeitet, als Textchef für zitty â?? außerdem als Kolumnist und Medienentwickler für verschiedene Verlage, Magazine und Zeitungen. "Der Tote am Gletscher" ist sein erster Roman. Mehr zum Autor finden Sie unter www.lenzkoppelstaetter.de.

Kommissar/e

Grauner ist hauptberuflich Commissario bei der Polizei in der Landeshauptstadt Bozen, Südtirol. Seine große Liebe gehört aber seinem kleinen Bauernhof, mit all den dazugehörenden Rechten und Pflichten. So fängt sein Dienst erst nach dem Melken an. Sein junger Kollege Ispettore Claudio Saltapepe hat ganz andere Vorstellungen von der Verfolgung Krimineller. Kein Wunder, er wurde aus Neapel nach Bozen versetzt und bringt von da so seine eigenen Erfahrungen mit.

Tatort/e



Lenz Koppelstätter - hier geht es um Südtirol.



Lenz Koppelstätter - Interview mit dem Südtiroler Autor



"Nachts am Brenner" von Lenz Koppelstätter - Rezension von Meine Kommissare