Rezension
Beim dritten Anlauf hat es geklappt. Ich habe mich an die düstere und kalte Stimmung dieses Krimis, Der Trümmermörder, gewöhnt. Wir schreiben das Jahr 1947, Hamburg liegt in Trümmern, das Kriegsende ist gerade einmal zwei Jahre vorbei und es herrscht einer der kältesten Winter des Jahrhunderts. Keine Hoffnung, nur Elend, eisige Temperaturen und dann geschehen Morde, die den ermittelnden Oberinspektor Frank Stave, stets nur Stave genannt, an den Rand der Ratlosigkeit und Hoffnungslosigkeit treiben.
Vorweg sei gesagt, dass dieses Buch „mein“ Prädikat Regionalkrimi mehr als verdient hat. Da stimmen Straßen, Plätze und Gebäude. Der Autor gibt dem Leser auch in dem fast völlig zerstörten Hamburg reichlich Orientierungshilfe und vermittelt neben dem Handlungsablauf ein detailliertes Bild des Nachkriegs-Hamburg. Erschreckend aber leider wahr.
„Ein packender Krimi nach einem wahren Fall“ steht auf der Umschlagseite des 2011 im DuMont Buchverlag erschienenen Bandes. Liest man den Werdegang des Autors, versteht man die unglaublich präzisen Beschreibungen von Handlung und Umfeld (Hamburg). Detailreichtum und Ausführlichkeit sind für mich Stilmittel des Cay Rademacher. Er hat sie genutzt, um dem Leser das Ungeheuerliche von Tat und Zeit deutlich vor Augen zu führen.
Cay Rademacher, geboren 1965, studierte Anglo-Amerikanische Geschichte, Alte Geschichte und Philosophie in Köln und Washington. Seit 1999 ist er Redakteur bei GEO, wo er das Geschichtsmagazin GEO-Epoche mit aufbaute, bei dem er seit 2006 Geschäftsführender Redakteur ist. Zuletzt erschienen von ihm Drei Tage im September und Die letzte Fahrt der Athenia 1939. Cay Rademacher lebt mit seiner Familie in Hamburg.
So steht es im Klappentext des Buches.
Auf seiner Website www.cayrademacher.de erfahren Sie mehr über den Autor.
Die Ermittler sind kein Dream Team. Die Umstände des ersten Mordes an einer jungen Frau haben drei Männer zusammengeführt, die zusammen arbeiten müssen. Da ist zunächst einmal Frank Rave, Oberinspektor in der Kripo-Zentrale am Karl-Muck-Platz 1. Hier befand sich übrigens tatsächlich das erste Polizeipräsidium Hamburgs nach dem Krieg.
Wegen der „besonderen politischen und massenpsychologischen Sensibilität des Falles“ wird ihm von der britischen Verwaltung (Hamburg ist Britische Besatzungszone) der Verbindungsoffizier Lieutnant James C. MacDonald zur Seite gestellt. Stave ist von diesem „Aufpasser“ wenig begeistert. Seine Stimmung erreicht den Tiefpunkt, als er erfährt, wer der dritte Mann im Team sein wird: Polizeiinspektor Lothar Maschke von der Sitte. Die unterschiedliche „Herkunft“ dieser drei ermöglicht drei unterschiedliche Sichtweisen bei der Ermittlungsarbeit.
Den vielfach bekannten „Druck von oben“ bekommt Stave von seinem Vorgesetzten Cuddel Breuer zu spüren. Schließlich könnten die spektakulären Umstände der Morde, es bleibt nämlich nicht bei einem, die Bevölkerung so verunsichern, dass schon bald der Ruf nach einer „starken Hand“ laut werden könnte. Und wie eine solche Geschichte ausgeht, wissen die entscheidenden Stellen in der Stadt nur zu gut.
Der Autor möge mir nachsehen, dass ich dieses Buch unter meinen Regionalkrimis einsortiert habe.
Die Bücher von Cay Rademacher erscheinen im DuMont Buchverlag.
Cay Rademacher
Der Trümmermörder


Bewertung

5/5 Region

5/5 Sprache

5/5 Originalität

5/5 Emotion

5/5 Plot (das Handlungsgerüst)


Gesamtbewertung

Informatives

Autor/en

Cay Rademacher, geboren 1965, studierte Anglo-Amerikanische Geschichte, Alte Geschichte und Philosophie in Köln und Washington. Seit 1999 ist er Redakteur bei GEO, wo er das Geschichtsmagazin GEO-Epoche mit aufbaute, bei dem er seit 2006 Geschäftsführender Redakteur ist. Zuletzt erschien von ihm "Drei Tage im September" und "Die letzte Fahrt der Athenia 1939". Cay Rademacher lebt mit seiner Familie in Hamburg.Auf seiner Website www.cayrademacher.de erfahren Sie mehr über den Autor.

Kommissar/e

Frank Stave. Der Oberinspektor wird stets nur Stave genannt und hat wohl den undankbarsten Job von all seinen hier vorgestellten Kollegen. Er ermittelt im Nachkriegs-Hamburg, als es nichts als Mangel gibt. Und von dem auch noch reichlich.

Tatort/e