Rezension
Alles, was ich über den Autor an Informationen fand, waren diese wenigen Zeilen im Klappentext: „Ole Kristiansen wurde Mitte der 70er-Jahre in Hamburg geboren. Nach Aufenthalten in London und Süddeutschland lebt er heute wieder in der Elbmetropole. Er arbeitet als Autor, Übersetzer und Schreibcoach.“ 
So steht es im Klappentext des im Februar 2016 bei dtv erschienenen Buches. Mehrmals schon hatte ich das Buch in der Hand, doch die Hinweise zum Inhalt ermutigten mich in keiner Weise. Legenden, Blutopfer und Dämonen. Diese Worte gehören nun mal nicht zu dem Vokabular, das mich zum Lesen reizt. Ich brauche zumindest einen Ansatz zur Wirklichkeit.
Den fand ich (nachdem ich endlich meinen Widerstand aufgegeben hatte), auf Seite 13. Katja Jacobs, die Protagonistin der Handlung, befindet sich im Amtsgericht Hamburg-Altona. Anlass ist die Testamentseröffnung ihres verstorbenen Onkels. Es geht ihr weniger um ein mögliches Erbe – sie hegt vielmehr die Hoffnung, etwas mehr über den Verstorbenen zu erfahren.
Was Katja Jacobs allerding von dem Notar erfährt, überrascht die Journalistin doppelt: Den überwiegenden Teil erbt Dietmar Jung, Partner und „große Liebe“ ihres Onkels. Katja erbt ein Grundstück in Tachin, genauer gesagt, ein Stück Wald im ehemaligen Zonenrandgebiet. Statt eines Glückwunsches zum Erbe erhält die irritierte Erbin von der Schwester des Dietmar Jung den Rat: „Verkaufen Sie es, so schnell es irgendwie geht.“ Und dann setzt Dagmar Jung hinzu: „Weil dieser Wald Unglück bringt.“
Tachin ist ein fiktiver Ort, aus Sicht des Autors kann ich das Bedürfnis nach einer ungenauen Ortsangabe nachvollziehen, schließlich erzählen sich die Dorfbewohner seit Jahrhunderten von Dämonen, die in dem angrenzenden Wald nach Blutopfern dürsten.
Zahlreiche Ortsangaben lassen aber den Schluss zu, dass sich die unheilvolle Geschichte, in deren Mittelpunkt die Journalistin Katja Jacobs steht, irgendwo zwischen Ratzeburg und Lauenburg abspielt, also im ehemaligen Grenzgebiet.
Berufsbedingt ist Katja neugierig und möchte ihr Erbe näher in Augenschein nehmen. Schließlich erbt nicht jeder einen Wald.
Und nicht jeder ist in einem solchen Maß neugierig wie die Journalistin. Von plötzlich einsetzendem Regen während ihrer ersten Erkundung im eigenen Wald getrieben sucht sie einen Unterschlupf und findet ihn in Form eines alten Gemäuers.
Sie findet noch mehr: eine Leiche, denn Der Wald bringt den Tod ist ein Krimi.
Weder der erste Hinweis, den Wald zu verkaufen, noch der Fund der Leiche, können Katja zur Heimkehr nach Hamburg bewegen. Zumal sie auch auf Hauptkommissar Lukas Möhrs trifft, mit dem in dem vorangegangenen Band Das Feuer bringt den Tod in einem Mordfall gemeinsam ermittelt hat.
Ole Kristiansen mischt kräftig Fiktion und Wirklichkeit. Der klar gegliederte Handlungsablauf sollte den Leser nicht dazu verleiten, den fett gedruckten Märchen-gleichen Einschüben nicht die gleiche Aufmerksamkeit zu widmen. Der Autor hat sich schon etwas dabei gedacht, liebe Leser. Und wenn Sie nicht aufmerksam alles lesen, dann fehlen Ihnen am Ende womöglich wichtige Hinweise.
Das ist ein packender Regionalkrimi, mit all den Zutaten, die zu einem soliden Krimi dazugehören. Die Landschaft ist so beschrieben, wie sie ist. (Als Ausflugstipp kann ich übrigens die Region zwischen Mölln, Ratzeburg und Zarrentin sehr empfehlen).
Ole Kristiansen
Der Wald bringt den Tod


Bewertung

5/5 Region

5/5 Sprache

5/5 Originalität

5/5 Emotion

5/5 Plot (das Handlungsgerüst)


Gesamtbewertung

Informatives

Autor/en

"Ole Kristiansen wurde Mitte der 70er-Jahre in Hamburg geboren. Nach Aufenthalten in London und Süddeutschland lebt er heute wieder in der Elbmetropole. Er arbeitet als Autor, Übersetzer und Schreibcouch."

Kommissar/e


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