Bei den bislang erschienenen Thrillern von Leon Sachs handelt es sich jedes Mal um eine abgeschlossene Geschichte. Keine seiner Figuren taucht ein zweites Mal auf. Identische „Tatorte“ gibt es ebenso wenig. Leon Sachs fängt also stets bei null an.
Gehört das hierher?
Entscheiden Sie.
Natürlich ist es (etwas) einfacher, bekannte, vielleicht sogar liebgewordene, Protagonisten wiederzutreffen. Womit ich nicht die Verdienste der Damen und Herren Autoren schmälern möchte. Auch der Leser freut sich auf bekannte Gesichter. Mit der Folge, dass ein Gewohnheitseffekt entsteht und die eigentliche „story“ nicht die verdiente Würdigung erfährt. 
Die Romane des Leon Sachs erkenne ich am Schreibstil. Klar, auf den Punkt kommend und in Sachen Humor genau so, wie wir Norddeutschen es lieben: ohne Überschwang – Schmunzeln reicht. Diese Eigenschaften dienen der Glaubwürdigkeit. 
Anmerkung: Jetzt sind wir schon mitten in der Handlung. Denn die Geschichte, die der Autor in Der Zirkel beschreibt, scheint unwahrscheinlich, zu groß, zu kühn.
Wirklich? Lesen Sie keine Zeitung?
Johanna ist eine junge Frau, die unbedingt zur Schutzpolizei will. Für einen Platz bei der Kripo ist sie leider schon zu alt. Ihr Freundeskreis ist überschaubar – dafür kann sie sich auf ihn verlassen. Ihr Werdegang wird durch lang zurückliegende Ereignisse innerhalb ihrer Familie belastet. Diese Ereignisse gewinnen an Aktualität, als drei Menschen in drei unterschiedlichen Ländern ums Leben kommen. 
Johanna ahnt, dass sie diese Morde nicht einfach ausblenden kann. Denn die betreffen auch sie.
An dieser Stelle tritt der Ex-Geheimdienstler Rasmus Falk in ihr Leben. Der Leser schwankt, wen er mehr bedauern muss: Johanna, die ahnt, dass sie wieder mit ihrer Vergangenheit konfrontiert wird, oder Rasmus Falk, der all sein Geschick und seine Überzeugungskunst aufbieten muss, um Johannas Vertrauen zu erlangen.
Ist das die ganze Geschichte? Die Aufklärung von drei Morden?
Nein, das ist die Spitze des viel zitierten Eisbergs. Und der ist riesig. Glauben Sie mir.
Der Zirkel erschien am 14. September 2022 im Penguin Verlag.