Der freie Hund von Wolfgang Schorlau und Claudio Caiolo erschien im Februar 2020 im KiWi Verlag, also bei Kiepenheuer & Witsch.
Eines vorweg, gewissermaßen zur Klarstellung: Dies ist kein Venedig-Krimi. Da ist nichts zum Wohlfühlen. Wer Wolfgang Schorlaus Dengler-Krimis gelesen hat (die Verfilmungen sind übrigens auch beachtenswert) weiß, worauf es dem Autor ankommt.
Wolfgang Schorlau verpackt seine Recherchen in beinharte Geschichten. Er kommt schnell auf den Punkt und schreibt vor allen Dingen mutig. Für manche der Betroffenen kann er richtig unbequem werden.
Und jetzt hat sich der Autor noch einen Co-Autor zur Seite gestellt: Claudio Caiolo. Den kennen Sie auch, oder nicht? Das wäre schade.
Es ist nicht klar erkennbar, wer für welche Bereiche „zuständig“ ist. Der Deutsche für Recherche, der Italiener für Land und Leute? Mag sein. Und genau diesen Umstand finde ich so bemerkenswert. Wer aber nicht nur Italiens Küsten kennt und Venedig von Tagesausflügen, der spürt, dass hier Kenner, Insider geschrieben haben.
Ich bin zwar nicht weiter als bis Bari und Brindisi in Apulien gekommen, das reicht aber, um die deutlichen Unterschiede zwischen dem Norden und dem Süden des Landes zu verstehen. Und Venedig? Liebenswert, wenn man die Augen schließt und sich an frühere Besuche erinnert. Ich liebe diese Stadt und deshalb tut es weh, La Serenissima leiden zu sehen.
Das Autoren-Duo zeigt anschaulich die durch „Fortschritt“ entstandenen Wunden. Das hinterlässt beim Leser Eindruck und Wirkung.
Der freie Hund ist in erster Linie ein Krimi. Venedig und Sizilien mögen als Schauplätze noch sei reizvoll sein, beherrscht wird die Handlung von dem Protagonisten Commissario Antonio Morello, genannt Der freie Hund.
Worum es in dem Buch geht steht auf dem Cover. Auf eine Wiederholung verzichte ich deshalb.
Im Kern beschäftigt sich die Handlung mit korrupten Politikern und Mafiastrukturen.
Es ist bereits viel über „die Mafia“ geschrieben worden. Andrea Camillerie hat sich intensiv mit der Mafia speziell als Thema und auch immer wieder in seiner Montalbano-Reihe auseinandergesetzt.
Um so erstaunlicher ist es, wie Wolfgang Schorlau und Claudio Caiolo dem Leser einen neuen Ansatz bieten. Das ist für mich das Bemerkenswerte an diesem Buch. Hier bliebt es nicht bei einer Beschreibung, hier geht es im wahrsten Sinne zur Sache. Da werden Namen genannt und Zusammenhänge erklärt und geklärt, die den Leser sprachlos machen. Die Verknüpfung der Story mit wahrer Geschichte ist für mich das Wesentliche an Der freie Hund.