Der gute Hirte mit dem deutschtürkischen Ermittler erschien am 28. Juli 2022 im Ullstein Verlag. Schon nach wenigen Seiten stellt sich mir die Frage, ob wir Taifun Coban wiedertreffen werden oder ob es bei einem einmaligen Auftritt bleibt? Ein Wiedersehen wäre schön, denn diese Figur hat der Autor mit viel Liebe, aber zugleich auch Sachverstand, geschaffen. Mir fällt es erfahrungsgemäß stets etwas schwer, mich an eine neue zu gewöhnen. Deshalb ist meine Freude und Begeisterung dann umso größer, wenn mir der oder die „Neue“ gut gefällt - so wie bei diesem Fall.
Damit nicht genug stellt Cornelius Hartz dem Spezialisten für Cold Case-Fälle zur Unterstützung zwei Kollegen zur Seite, die unterschiedlicher nicht seien könnten. Den Dorfpolizisten Wernersen aus der örtlichen Polizeiwache und Fanta (ja, sie heißt wirklich so) Braun, Kommissarin aus Ratzeburg. Diese drei bilden somit die Mordkommission.
Doch zuvor muss die Identität des Unbekannten festgestellt werden. Das wiederum ist das Spezialgebiet von Coban. Er leitet die Abteilung Identitätsfeststellung beim LKA in Kiel.
Die Handlung spielt sich in einem kleinen, recht überschaubaren Tatort-Bereich ab. Und zwar auf dem Land. Harmsbüttel hat gerade mal fünfhundert Einwohner. Da kennt jeder jeden und deshalb sagt keiner etwas – freiwillig jedenfalls nicht. Und über Geschichten und Geschehnisse von früher wird ohnehin nicht geredet.
Zäh, äußerst zäh, beginnen die Ermittlungen, fast in Echtzeit, was den Handlungsablauf sehr glaubwürdig macht.
Kommissar Zufall?
Nie gehört.
Ein Foto taucht auf, in einem Umschlag, anonym. Irgendjemand hat es dem in einer kleinen Pension untergebrachten Taifun Coban zugespielt. Fünf Jungen sind darauf abgebildet, wahrscheinlich in den achtziger Jahren aufgenommen.
Drei Ermittler, drei Arbeitsweisen und…drei Arbeitseinstellungen. Was ich damit meine, müssen Sie selber lesen. Es lohnt sich.
Wer den Erzählstil des Autors kennt darf sich freuen. Das gilt auch für eine Menge Fachwissen, das Cornelius Hartz wie beiläufig in die Handlung einstreut. Ich gebe zu, ich habe viel gelernt. Vor allen Dingen aber genossen.