Rezension

Was mag in einem Menschen vorgehen, der einen Mord beobachtet? Nicht aus der Ferne. Sondern ganz nah. Nur wenige Schritte entfernt. Und wenn diesem Menschen klar wird, dass er zwar er das Gesicht des Täters nicht erkennen konnte, aber der Täter ihn?
Mitzi weiß das, denn sie hatte ein solches Erlebnis. Nachts, mitten in Kufstein. Das, was sie nachts auf der Brücke erlebt hat, meldet sie der Polizei. Wie Mitzi das macht, ist verbales Slapstick vom Feinsten. Dem Leser muss ich an dieser Stelle sagen, dass es sich bei Mitzi um eine naive junge Frau handelt. Ansehnlich, hübsch, lieb anzuschauen. Verstehen Sie mich nicht falsch: Mitzi ist nicht dumm. Sie teilt sich anderen lediglich auf eine Art und Weise mit, die der Angesprochene als dumm oder dümmlich auslegen könnte. Ich glaube ja, es liegt an der mangelnden Einfühlungsbereitschaft mancher Menschen. Wer kann heute noch zuhören? Genau zuhören?
Lernt man sie näher kennen, gewinnt sie zunehmend und manch einer kann sie sich als Freundin vorstellen. So auch der Mann, den die Mitzi als Täter auf der Brücke in Kufstein beobachtet hat.
Ist das ein komischer Krimi?
Ist der Inhalt zum Lachen?
Schmunzeln vielleicht. Aber Lachen? Nein.
Das liegt nicht nur daran, dass die Mitzi in ganz jungen Jahren MörderMitzi genannt wurde. Damit lebt sie – muss sie leben.
Immer mehr Menschen sind in zunehmender Sorge um die knapp dreißigjährige Mitzi, die sich auf einem gefährlichen Konfrontationskurs befindet. Sehenden Auges. Gewollt. Man möchte sie packen und zurückhalten. Aber das gelingt niemandem. Nicht mal der Agnes Kirschnagel von der Polizeiinspektion Kufstein. Auch nicht dem vorübergehend dienstuntauglich geschriebenen KHK Heinz Baldur. Beide meinen es gut mit der Mitzi.
Nebenbei, lieber Leser, Agnes Kirschnagel und Heinz Baldur sind zwei weitere, wunderbar von der Autorin gezeichnete Figuren der Handlung. (Fans der Autorin kennen Heinz Baldur aus ihrem Frankfurter Krimi Schere 9.
Und noch jemand meint es gut mit Mitzi: der Serienmörder. Auch ihn lernt der Leser kennen.
Isabella Archan ist mit Die Alpen sehen und sterben ein Handlungsablauf gelungen, der sprachlos macht. Der Leser schwankt pausenlos zwischen Hoffen und Bangen. Das, was geschieht und vor allen Dingen, wie es geschieht, ist grausam.
Das Buch erschien im März 2019 bei emons:.Wer die Autorin aus ihrer Dr. Leocardia Kardiff Reihe kennt, reibt sich verwundert die Augen.
Ich übrigens auch. 

Isabella Archan
Die Alpen sehen und sterben


Bewertung

5/5 Region

5/5 Sprache

5/5 Originalität

5/5 Emotion

5/5 Plot (das Handlungsgerüst)


Gesamtbewertung

Informatives

Autor/en

"Die ausgebildete Schauspielerin Isabella Archan, geboren 1965 in Graz, arbeitete viele Jahre an Stadt- und Staatstheatern in Österreich, der Schweiz und Deutschland. Seit 2002 lebt sie freiberuflich in Köln, hier begann auch ihre zweite Karriere als Autorin. Neben dem Schreiben ist Isabella Archan immer wieder in TV- und Filmrollen zu sehen (»Tatort«, »Lindenstraße«, »Diese Kaminskis«) und sorgt mit ihren szenischen Krimilesungen bundesweit regelmäßig für ausverkaufte Lesungen." Beim Besuch ihrer Website www.isabella-archan.de erfährt der Leser noch mehr.

Kommissar/e


Tatort/e



Isabella Archan - Interview mit der Autorin



25. Oktober 2019