Rezension
Ein fantastische Geschichte, die Uli Aechtner mit ihrem fünften Krimi ihren Lesern bietet. Und es ist der zweite Band mit dem Frankfurter Kommissar Christian Bär und seiner Dauerfreundin, der Journalistin Roberta Hennig.
Kann dieses Szenario, das die Autorin beschreibt, einmal Wirklichkeit werden?
Oder ist es bereits wahr?
Ich befürchte, das ist etwas dran und viele von uns sind einfach meisterlich im Verdrängen und Aufschieben.
Manche Botschaften finden ihren Weg in die Köpfe der Menschen halt erst durch Übertreibung. Übertreibung macht anschaulich.
Egal, diese Einstimmung musste sein.
Eine rührende Geschichte macht diesmal den Anfang. Kein brutaler Mord. Da werden Gefühle angesprochen und an das Mitgefühl appelliert, dass der Leser glaubt, das falsche Buch in der Hand zu haben.
Gemach, es wird gleich kriminell.
Spätestens nach zwei Morden weiß der Leser, dass dies ein „richtiger“ Krimi ist. Zwischendurch nimmt sich Uli Aechtner die Freiheit, mit den Gefühlen ihrer Lesergemeinde Karussell zu fahren.  
Auch ich gehöre zu der (hoffentlich nicht kleinen) Gruppe, die dem ungleichen Paar Roberta/Bär eine gemeinsame Zukunft wünscht – sofern dies tatsächlich auch der Wunsch der beiden sein sollte. Aber bei diesen spröden Charakteren muss man auf alles gefasst sein. Zumindest ermitteln Roberta und Bär, jeweils mit Wissen des anderen, ziemlich einvernehmlich im selben Fall. Nur sind ihre Ermittlungswege recht unterschiedlich. So scheinen Alleingänge eine Spezialität des  männlichen Ermittlers zu sein. Und davon macht Bär in Die Bach runter auch im Privaten buchstäblich "herzlich" Gebrauch. Der Leser hebt die Augenbrauen, doch das übersieht Bär geflissentlich.
Für eine ordentliche Portion Verunsicherung sorgt die Autorin mit ihrem ernstgemeinten Ausflug in die Prepper-Szene.  
Unkundigen (ich gehörte auch dazu) empfehle ich an dieser Stelle, sich im Netz die fehlenden Informationen zu beschaffen. Sie müssen nicht lange suchen. Die Informationen sind umfangreich und sollten eigentlich zum Allgemeinwissen gehören. Wie jeder mit diesem Thema umgeht, steht auf einem anderen Blatt.
Die Bach runter erschien im März 2019 bei emons:, wie die vorangegangenen Krimis auch.
Dieser Kriminalroman ist eindeutig einer bestimmten Region zugeordnet – ist aber aus meiner Sicht kein typischer „Regional-Krimi“. Es ist ein „Themen-Krimi“. Diese Entwicklung, die ich auch gelegentlich bei anderen Autoren und Autorinnen festgestellt habe, gefällt mir. Durch die gezielte Botschaft bekommt der Krimi ein weiteres Qualitätsmerkmal.
Uli Aechtner
Die Bach runter


Bewertung

5/5 Region

5/5 Sprache

5/5 Originalität

5/5 Emotion

5/5 Plot (das Handlungsgerüst)


Gesamtbewertung

Informatives

Autor/en

"Nach dem Studium der Germanistik, Philosophie und Kunstwissenschaften arbeitete Uli Aechtner als Journalistin beim französischen Fernsehen TF1 in Bonn, später wechselte sie zum SWF-Mainz. Viele Jahre lang war sie dort für die aktuelle Berichterstattung tätig und moderierte die tägliche Nachrichtensendung "Landesschau". 1985 gewann sie das Stipendium "Journalistes en Europe" und verbrachte ein Jahr in Paris. Als freie Autorin liefert sie TV-Beiträge für ARD und ZDF. Seit 1992 schreibt sie Kriminalromane." Zu ihrer Co-Autorin in "Keltenzorn" schreibt Uli Aechtner auf ihrer Website folgendes: "Belinda Vogt studierte Publizistik in Mainz. Als Autorin und Regisseurin erstellte sie Industriefilme für die Hoechst AG in Frankfurt/M, als Redakteurin war sie bei SAT.1 in Mainz für die dramaturgische Bearbeitung von Spielfilmen und Serien zuständig. Belinda Vogt ist Redakteurin beim ZDF in Mainz. Sie ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt mit ihrer Familie in Wiesbaden."

Kommissar/e

Der Autorin ist mit der Figur des Hauptkommissars Christian Bär ein glaubwürdiger Ermittler gelungen. Es fällt mir schwer, ihn spontan als Protagonisten zu bezeichnen, weil Roberta Hennig häufig dominiert. Als Journalistin ermittelt sie mit Herzblut und Eifer, der Hauptkommissar mit kühler Überlegung. Ach ja, das Leben könnte so schön sein. Da begegnen sich der Single-Mann Christian Bär und die Single-Frau Roberta Hennig und jeder denkt nur an seinen Beruf. Also, nicht nur, aber die (beruflichen) Interessen der beiden sind nun mal höchst unterschiedlich und jeder will sein Bestes geben. Da bleibt nicht so viel Platz für einen privaten Teil.

Tatort/e



Uli Aechtner - Interview mit der Autorin