Rezension
Das Buch ist eine wunderbare Einstimmung auf meinen Urlaub in Italien. In die nördliche Toskana soll es gehen, also nicht so weit vom Tatort entfernt – wenn man es etwas großzügig betrachtet. 
Wein, Italien und eine kriminelle Handlung. Mit diesen Zutaten muss man schon sehr sorgsam umgehen, um die Balance zu halten. 
Das große Thema des Autors ist natürlich der Wein. Doch wieviel Wein verträgt ein Krimi, damit sich auch der passionierte Krimileser noch angesprochen fühlt? Ich nehme das Ergebnis gleich vorweg: Paul Grote ist diese Ausgewogenheit gelungen. 
Statt des „üblichen“ Mordes zu Beginn eines Krimis gibt es nur einen Vermissten. Arnold Sturm ist einfach nicht zusammen mit seinen Weinfreunden von einer Reise zurückgekehrt. 
Die Freunde geben sich ratlos – keine Ahnung, wo Arnold geblieben ist. Francesca Sturm, gebürtige Italienerin, begibt sich auf die Suche nach ihrem Mann, in dem sie, getarnt als Weineinkäuferin, die von den Weinfreunden besuchten Weingüter der Reihe nach besucht. Francesca ist die Ermittlerin und Protagonistin in diesem Buch. Ihr zur Seite steht zwar Emilio Cavaletti, der höchste Vertreter des Innenministeriums in der Provinz Cuneo, treibende Kraft ist aber die Ehefrau des vermissten Arnold Sturm. 
Unwahrscheinlich? 
Wieso?
Paul Grote beschreibt in Die Spur des Barolo sehr sorgfältig die Region und die Arbeitsweise auf den Weingütern. Wer schon einmal mit dem Auto ohne Eile (!) die Weinregionen Norditaliens besucht hat und vor Ort seine Nase in ein Weinglas gesteckt hat, kann die Schilderungen mühelos nachvollziehen. Was sonst leicht zum Risiko-Faktor wird, kann sich dieser Autor erlauben: Die Beschreibung von Land und Leuten. Die gehört bei einem solchen Buch unbedingt dazu und kann beim Leser leicht Reiselust wecken – so wie bei mir. 
Es gibt aber in diesem Buch nicht nur Wein, Weib und Italien, sondern auch eine kriminelle Handlung. Denn Arnold ist immer noch verschwunden und die Hintergründe des Warum scheinen zunächst schwer nachvollziehbar zu sein. 
Wer sich aber als Besucher dieses Landes nicht nur an den Stränden und Trattorien aufhält, sondern sich mit einheimischen Händlern über Verschiebungen auf dem Arbeitsmarkt, veränderte Strukturen im Handel und heimische Produktionsbetriebe unterhält, erhält erstaunliche und zuweilen erschreckende Informationen über einen seit einigen Jahren sich schleichend vollziehenden Wandel. 
Paul Grote
Die Spur des Barolo


Bewertung

5/5 Region

5/5 Sprache

5/5 Originalität

5/5 Emotion

5/5 Plot (das Handlungsgerüst)


Gesamtbewertung

Informatives

Autor/en

Paul Grote, geboren 1946 in Celle, arbeitete 15 Jahre lang für Presse und Rundfunk in Südamerika. Dort lernte er die professionelle Seite des Weins kennen und machte den Weinbau bald zum Thema seiner Veröffentlichungen. Seit 2033 lebt Grote wieder Berlin und widmet sich der schriftstellerischen Arbeit und der Ausrichtung von Weinseminaren. Insgesamt hat er bislang zwölf Wein-Krimis geschrieben. Auf seiner Website www.paul-grote.de fand ich einen Satz, der mir die uneingeschränkte Bestätigung für seine gelungene Beschreibung menschlicher Beweggründe liefert. "Ihn interessierten der Mensch, seine Umwelt und seine Beweggründe (die Abgründe kamen erst später hinzu)."

Kommissar/e

Francesca Sturm ist die Ermittlerin und Protagonistin in diesem Buch - sie wird aber stets nur Francesca genannt. Ihr zur Seite steht zwar Emilio Cavaletti, der höchste Vertreter des Innenministeriums in der Provinz Cuneo, treibende Kraft bei der Suche nach dem vermissten Arnold Sturm ist aber seine Ehefrau.

Tatort/e