Dies ist der erste Kriminalroman der Autorin, der bei blanvalet (in der Verlagsgruppe Random House) in der NORDLICHT-Reihe erschien. Das war im April 2019 und Anette Hinrichs hat es verdient, dass ich mit einem Lob beginne.
Nicht nur eine vortreffliche Beschreibung der Landschaft ist ihr gelungen, sondern auch eine bemerkenswerte Charakterisierung der hier lebenden Menschen. Ich hatte den Vorteil eines Heimspiels, denn ich konnte das Buch während meines Aufenthalts in Århus lesen und bin von dort aus manchen „Umweg“ gefahren, um mir weitere Ecken und Plätze der Region anzuschauen, die zur Geschichte gehören.
Was ist geschehen?
Liva Jørgensen wird tot am Strand von Kollund aufgefunden. Erschossen. Dabei ist sie schon einmal gestorben – zumindest in den Köpfen derer, die sie kennen. Damals, vor zwölf Jahren, verschwand sie spurlos. Von heute auf morgen. Kein Lebenszeichen mehr. Tot – das war die einzige Erklärung.
Und jetzt ist sie tatsächlich tot.
Die ersten Nachforschungen ergeben nichts. Ja, man konnte die Tote zwar identifizieren, aber das Leben der Liva Jørgensen endete vor zwölf Jahren.
Was geschah inzwischen?
Das herauszufinden ist Aufgabe des deutsch-dänischen Ermittlerteams Boisen & Nyborg.
Ein Dank an die Autorin, dass sie den Lesern nicht nur einen Kartenausschnitt mit den wichtigsten Orten der Handlung an die Hand gibt, sondern auch Steckbriefe der beiden Protagonisten.
Die sechsunddreißigjährige Vibeke Boisen ist bei der Mordkommission Flensburg zu Hause. Die bodenständige Polizistentochter mit tiefsitzendem Gerechtigkeitsempfinden hält sich an die Regeln.
Aus ganz anderem Holz geschnitzt ist der aus Esbjerg/Südjütland stammende zehn Jahre ältere Rasmus Nyborg. Ein Bauchmensch und brillanter Ermittler, der nicht viel auf Konventionen gibt.
Hier prallen zwei Welten aufeinander.
Die Autorin hat es sich nicht leichtgemacht.
Nein, es beginnt kein Wettkampf zwischen den beiden und es gibt auch kein Kompetenzgerangel. Jeder setzt seine Fähigkeiten zu einhundert Prozent ein. Manchmal auch etwas mehr.
Bewundernswert ist auch die Akribie, mit der Anette Hinrichs die Abläufe in den einzelnen Behördenstellen, ob Deutschland oder Dänemark, beschreibt. Sie hat sehr sorgsam recherchiert. Das sind die Zutaten, die aus einem Krimi einen sehr guten Krimi machen.