Rezension
Bereits in der letzten Rezension hatte ich den Lesern empfohlen, zunächst den vorangegangenen Band zu lesen, um das deutsch-dänische Ermittlerteam kennenzulernen. Ich kann mich nur wiederholen: Tun Sie es bitte. Denn diese Truppe ist das Kernstück, das Wesen, der Handlung. Handverlesene Charaktere, liebevoll ausgesucht. Mit einem Wort: Gelungenes Casting.
Ein guter Krimi lebt nicht allein von Mord und Totschlag. Er braucht kleine Geschichten innerhalb der großen Geschichte. Lockerungsübungen für den Kopf. Gibt es ein Leben nach Dienstschluss? Na ja, Sie wissen schon, was ich meine.
Auch hier kennt sich die Autorin trefflich aus. Sie hat der vierzigjährigen Viebeke Boisen von der Mordkommission Flensburg und dem zehn Jahre älteren Rasmus Nyborg, der mal Leiter der Mordkommission in Aarhus war, eine Vita auf den Leib geschneidert, die passt. Die neugierig macht.
Immer, wenn es um grenzüberschreitende Konflikte geht, arbeiten die beiden zusammen. Sie arbeiten gern zusammen, sie schätzen einander, sie halten aber auch stets eine gewisse Distanz. Warum? Keine Ahnung. Einer ist für den anderen da, setzt sich bedingungslos ein - und doch fehlen da immer ein paar Zentimeter bis...
Spannend. Der Leser macht sich so seine Gedanken und spinnt. Doch eigentlich würde ein zuviel nicht passen.
Soviel zum Personal.
Kommen wir zur Handlung.
Ein junges Mädchen wird unter ziemlich mysteriösen Umständen tot aufgefunden. Die Umstände geben Anlass zu vielerlei Vermutungen. Die Liste der Vorurteile, der Vorverurteilungen, der Verdächtigungen und der hinter vorgehaltener Hand geäußerten Mutmassungen nimmt kein Ende. Anette Hinrichs legt gekonnt und versiert Spuren.
Der Leser ist sich sicher: So und nicht anders war es. Typische Verhaltensmuster uns fremder Kulturen, von denen die meisten wahrscheinlich keine Ahnung haben, dafür aber bestens informiert sind, werden als Beleg und Nachweis hervorgekramt. Als Folge werden die Schwachen noch schwächer und wehrloser.
Die Spannung nimmt zu. Bürger begehren auf, zeigen mit dem Finger auf den und den und fordern...
Die Autorin hält den Spannungsbogen, nicht künstlich sondern einem logischen Handlungsverlauf folgend.
Entsetzen und Erschütterung sind das Ergebnis. Fassungslosigkeit macht sich beim Leser breit. Das Ende ist überraschend, aber leider verständlich. Das ist das Schlimme - das Unbegreifliche.
So ging es mir. Um das zu verstehen sollten Sie das Buch lesen. Die Tote im Küstenfeuer erschien am 15. März 2021, wieder bei blanvalet.
Anette Hinrichs
Die Tote im Küstenfeuer


Bewertung

5/5 Region

5/5 Sprache

5/5 Originalität

5/5 Emotion

5/5 Plot (das Handlungsgerüst)


Gesamtbewertung

Informatives

Autor/en

Anette Hinrichs ist als geborene Hamburgerin ein echtes Nordlicht. Sie wurde 1970 in Hamburg geboren. Nach Fachabitur und kaufmännischer Ausbildung am Hamburger Flughafen folgten berufliche Stationen bei einer Reederei, im Bereich Banken und Einzelhandel. Ihre Leidenschaft für Krimis wurde im Teenageralter durch Agatha Christie entfacht und weckte in ihr den Wunsch, eines Tages selbst zu schreiben. Heute lebt sie als freie Autorin mit ihrer Familie im Raum München. Ihre Sehnsucht nach ihrer alten Heimat lebt sie in ihren Küstenkrimis und zahlreichen Recherchereisen in den hohen Norden aus.

Kommissar/e

Die sechsunddreißigjährige Vibeke Boisen ist bei der Mordkommission Flensburg zu Hauses. Die bodenständige Polizistentochter mit tiefsitzendem Gerechtigkeitsempfinden hält sich an die Regeln. Aus ganz anderem Holz geschnitzt der aus Esberg/Südjütland stammende zehn Jahre ältere Rasmus Nyborg. Ein Bauchmensch und brillanter Ermittler, der nicht viel auf Konventionen gibt.

Die sechsunddreißigjährige Vibeke Boisen ist bei der Mordkommission Flensburg zu Hauses. Die bodenständige Polizistentochter mit tiefsitzendem Gerechtigkeitsempfinden hält sich an die Regeln. Aus ganz anderem Holz geschnitzt der aus Esberg/Südjütland stammende zehn Jahre ältere Rasmus Nyborg. Ein Bauchmensch und brillanter Ermittler, der nicht viel auf Konventionen gibt.

Tatort/e