Am Strand von Hamburg-Blankenese wird nachts eine verbrannte Leiche gefunden.
Nicht-Hamburgern sei gesagt, dass das Wohngebiet von Blankenese auf einer Länge von ca. vier Kilometern an die Elbe grenzt. Etwa die Hälfte der Strecke besteht aus feinem Sandstrand, der auch während der Sommermonate als solcher genutzt wird.
Begünstigt durch die Hanglage schauen viele Bewohner des Treppenviertels nicht nur auf den Fluss, sondern auch noch auf diesen Strand. Und wenn an eben diesem Strand eine Leiche gefunden wird, dann geht das überhaupt nicht. Eine Leiche passt einfach nicht hierher. So traurig die Angelegenheit auch sein mag, ein solches Verbrechen muss aus Sicht der Bewohner des Treppenviertels zügig aufgeklärt werden.
Peer Nielsen und sein Ermittlerteam von der Hamburger Mordkommission bekommen noch am selben Tag Druck zu spüren. Den üblichen von Gerhard Fritsche, Peers Vorgesetztem, und gewaltigen vom Innensenator.
Einfügen muss ich an dieser Stelle, dass eine Brandleiche naturgemäß nicht so viel Hinweise auf die Todesumstände liefern kann, wie ein „normales“ Todesopfer.
Das, was in den Brandrückständen gefunden wird, gibt eher weitere Rätsel aus, als dass es der Aufklärung dient: Pflanzenpartikel, frisches Grünzeug – also nichts, was einen Brand noch beschleunigen würde.
Es gibt weiteren Druck auf die Ermittler: Von Seiten der Presse.
Und es gibt leichte Unruhe im Team, an der Peer Nielsen nicht ganz unschuldig ist. Er ist halt kein ausgesprochener Teamplayer und muss sich demzufolge auch nicht wundern, dass sein engster Mitarbeiter Michael Boateng sich ähnlich verhält.
Ansätze von Spuren werden akribisch verfolgt, verleiten zu Hoffnung und zerplatzen bei näherer Betrachtung.
„Ritualmord“, dieses Wort taucht mit einem Mal vermehrt im Laufe der Ermittlungen auf.
Es gibt ein weiteres Brandopfer. Diesmal im Volkspark, also gleichfalls im Hamburger Westen gelegen. Auch hier werden Pflanzenpartikel gefunden und zu dem Begriff „Ritualmord“ kommt ein weiterer hinzu, der künftig zum Bestandteil der Ermittlungen gehören wird: „Opferstelle“ - als Bezeichnung für den Brandort.
Dieser neue Begriff scheint aber mehr zu verwirren als zur Aufklärung beizutragen.
Dem Leser bleibt nichts weiter übrig, als zu raten und eigene Vermutungen anzustellen.
Endlich zeigt sich ein wenig Licht am Ende des Tunnels, als ein weiteres Schlagwort auftaucht: „Religiös“.
Die Tote von Blankenese ist der vierte Band, den Sandra Dünschede um Kommissar Peer Nielsen geschrieben hat. Alle Bücher erscheinen im Gmeiner Verlag. Die Autorin nimmt es mit ihren Beschreibungen, ob Örtlichkeiten oder zum Thema gehörende Recherche, sehr genau. Das Gefühlsleben ihrer Akteure auszuloten, egal ob Haupt- oder Nebendarsteller, scheint ihr ein Anliegen zu sein. Das wird in diesem neuen Band, bei dem es um das auf Anhieb nicht nachvollziehbare Verschwinden von Menschen geht, wichtig zu sein.