Rezension
Auf dem Cover steht nur „Kriminalroman“. Schade, denn Die Tote von Kalkgrund ist mehr. Es ist ein Regionalkrimi und außerdem ein guter. Der Ruf des Regionalkrimis hat leider in der jüngsten Vergangenheit gelitten. Betroffen hiervon sind in erster Linie die Kriminalromane, die zu recht diese Kategorisierung verdienen. Ich habe mir zwar vorgenommen, keine negativen Bewertungen zu gelesenen Büchern abzugeben, komme aber nicht umhin, eine Verwässerung des Begriffs „regional“ festzustellen.
Im Fall des von H. Dieter Neumann geschriebenen und im März 2014 im GRAFIT Verlag erschienenen Kriminalromans Die Tote von Kalkgrund ist dies anders. Die Gründe für seine deutlich spürbare Liebe zum Detail, was Beschreibungen zum Tatort betrifft, können Sie seiner Vita entnehmen. Um dem Leser die Besonderheiten eines Wasser-Reviers (hier die Flensburger Förde) zu verdeutlichen, gehört schon etwas. Der Autor kann das.
Der passionierte Segler H. Dieter Neumann stellt in seinem ersten Band um die junge Kriminalkommissarin Helene Christ nicht nur den Tatort seiner Krimiserie vor (Drei Bände sind bislang bei GRAFIT erschienen). Der Leser erfährt auch mehr über die Protagonistin Helene Christ, stets nur Helene genannt, und über ihren kurz vor der Pensionierung stehenden Kollegen Edgar Schimmel. Der Senior tut sich noch sehr schwer mit der Erkenntnis, dass bald eine Jüngere auf seinem Stuhl sitzen wird. Bewusst verweist er auch ungefragt auf seine langjährige Erfahrung, gibt sich knurrig und kaum ansprechbar. Doch gegen das Lächeln der jungen Kollegin ist er machtlos. Sie versteht ihn und kennt genügend Mittel und Wege für einen freundschaftlich kollegialen Umgang.
Wie es sich für einen Küsten-Krimi gehört, wird die Tote nicht auf dem Festland sondern im Wasser gefunden. Genauer gesagt in der Nähe des Leuchtturms Kalkgrund. Den gibt es tatsächlich. Ich zitiere aus WIKIPEDIA: „Der Leuchtturm Kalkgrund ist ein Leit-, Warn- und Quermarkenfeuer in der Ansteuerung zur Flensburger Förde. Er warnt die Schifffahrt vor der Untiefe Kalkgrund.“
Für den gewaltsamen Tod von Lisa Simonsen kommt aus Sicht der Polizei nur ihr Exmann Simon in Frage. Seine Lebensumstände und eine Zeugenaussage lassen besonders aus Sicht von Edgar Schimmel keinen Zweifel an der Schuld zu.
Helene sieht das anders und schon fliegen die Fetzen.
Den Machtkampf zwischen den beiden Kommissaren kann der Leser noch mit leichtem Schmunzeln verfolgen, auch eine hinsichtlich ihres Gefühlslebens zunehmend irritierte Helene, aber der sich unaufhaltsam aufbauenden Spannung kann sich niemand entziehen. Denn H. Dieter Neumann kommt auf den 217 Seiten richtig zur Sache und lehrt den Leser das Staunen.
"H.Dieter Neumann, Jahrgang 1949, war Offizier in der Luftwaffe der Bundeswehr und in verschiedenen internationalen Dienststellen der NATO. Anschließend arbeitete der diplomierte Finanzökonom als Vertriebsleiter und Geschäftsführer in der Versicherungswirtschaft, bevor er sich ganz aufs Schreiben verlegte. Der passionierte Segler ist verheiratet, hat zwei erwachsene Töchter und lebt in Flensburg." Mehr erfahren Sie uf seiner Website www.hdieterneumann.de
H. Dieter Neumann
Die Tote von Kalkgrund


Bewertung

5/5 Region

5/5 Sprache

5/5 Originalität

5/5 Emotion

5/5 Plot (das Handlungsgerüst)


Gesamtbewertung

Informatives

Autor/en

H. Dieter Neumann, Jahrgang 1949, war Offizier in der Luftwaffe der Bundeswehr und in verschiedenen internationalen Dienststellen der NATO. Anschließend arbeitete der diplomierte Finanzökonom als Vertriebsleiter und Geschäftsführer in der Versicherungswirtschaft, bevor er sich ganz aufs Schreiben verlegte. Der passionierte Segler ist verheiratet, hat zwei erwachsene Töchter und lebt in Flensburg.

Kommissar/e


Tatort/e



"Dunkles Wasser" von H. Dieter Neumann



"Feuer in den Dünen" von H. Dieter Neumann



H. Dieter Neumann - Interview mit dem Autor