Rezension
Wenn sich einer mit Land und Leuten in Nordfriesland auskennt, dann ist es Krischan Koch. Er lebt auf der Nordseeinsel Amrum und hat die Möglichkeit, den Menschen täglich „aufs Maul zu schauen“. In drei Kriminalromanen um den Polizeiobermeister Thies Detlefsen aus Fredenbüll hat er seine Orts- und Menschenkenntnis hinlänglich bewiesen. Sicher ist Fredenbüll ein fiktiver Ort, es gibt ihn aber mit Sicherheit, nur halt mit anderem Namen.
Schauen Sie sich mal auf der Landkarte Husum und Umgebung genauer an, vor allen Dingen den Teil westlich der B5. Jetzt das Kartenbild vergrößern und mit dem Finger langsam Richtung Küste wandern. Noch ein wenig Phantasie mitbringen und schon befinden Sie sich dort, wo Thies, Klaas, Bounty und Piet Paulsen zu Hause sind, nicht zu vergessen die Damen Antje, Renate und die anderen.
Man trifft sich in der Hidden Kist, trinkt Tote Tante (die Menge an Rum kann beliebig variiert werden) und wartet gemeinsam darauf, dass aufregende Dinge passieren. Thies hofft ganz eigennützig auf ein Verbrechen, weil zu viel Ruhe im Ort das Aus für seine Dienststelle bedeuten würde. O-Ton Thies: „Ohne Kriminalität ist meine Wache hier weg“.
Natürlich denkt er auch ein wenig wehmütig an die angenehme Zusammenarbeit mit Kriminalhauptkommissarin Nicole Stappenbek von der Mordkommission in Kiel während der letzten gemeinsamen Ermittlungen. Einräumen muss ich an dieser Stelle, dass nur Thies solch gefühlvolle Gedanken pflegt, nicht hingegen Heike, seine Frau.
So beschaulich die Stimmung im Dorf, und ganz besonders an den beiden Stehtischen in der Hidden Kist ist, so erschreckend und unglaublich ist der Fund der Toten in der Jauchegrube vom Schweinebauern Schlotfeldt.
Jagt bereits der Fundort den unmittelbar Betroffenen einen gehörigen Schrecken ein, so sorgt der Zustand der Leiche, bzw. der Rest, eine deutliche Steigerung des Entsetzens auch bei den Ermittlern (Nicole Stappenbek musste erst einmal hintern Schuppen und kam mit grünem Gesicht wieder).
Krischan Koch lässt den Leser auf sehr anschauliche Art eine nordfriesische Idylle erleben, die einlädt zum Kofferpacken und Dabeisein-Wollen.
Und im nächsten Augenblick konfrontiert er uns, während wir noch schmunzeln, mit Tod und Verderbnis. Diese Wechselbäder beherrscht er. Er bringt eine Vielzahl von Personen mit Marotten unterschiedler Art in Spiel und zeigt dem Leser gleichzeitig, dass dies ein Krimi ist, mit allem, was dazugehört. Ein gelungener Regionalkrimi von einem, der davon etwas versteht.
Dreimal Tote Tante erschien im März 2016 bei dtv.
Krischan Koch
Dreimal Tote Tante


Bewertung

5/5 Region

5/5 Sprache

5/5 Originalität

5/5 Emotion

5/5 Plot (das Handlungsgerüst)


Gesamtbewertung

Informatives

Autor/en

Krischan Koch lebt dicht am Wasser - in Hamburg, wo er als Filmkritiker für den NDR arbeitet, und auf der Nordseeinsel Amrum, wo er die verrückt-bösen Kabarettprogramme für den "Hamburger Spottverein" erfindet. Dort schreibt er, mit Blick auf die See, auch seine Kriminalromane. Mehr als diesen Klappentext habe ich nicht über ihn gefunden.

Kommissar/e

Die kleine Wache von Fredenbüll, einem winzigen Ort in Nordfreisland, hat eine Polizeistation. Die wird von Thies Detlefsen geführt. Sein Dienstfahrzeug befindet sich bereits in bedenklichem Zustand - ein neues ist nicht in Sicht, dazu geschieht hier einfach zu wenig. Thie wartet nur uf seinen Einsatz. Er "sieht eigentlich gut aus in seiner knapp sitzenden Polizeiuniform. Er ist ein Kerl von einem Mann. Kantiger Kopf, kantiges Kinn, kurzgeschnittenes blondes Haar mit hochgegeltem kleinem Struppelspoiler vorne."

Tatort/e