In diese Ecke der Eifel gelangt man nur zufällig. Aber auch dieser Teil Deutschlands ist bevölkert und die meisten Menschen verbringen hier ihr ganzes Leben, obwohl die Lebensumstände nicht beneidenswert zu sein scheinen. Aber das ist eine andere Geschichte.
Tatsache ist, dass auch hier Mord und Totschlag vorkommen, sonst wäre dies eine weiße Seite. Martina Kempff ist Schriftstellerin, Übersetzerin und freie Journalistin. Nach vielen Jahren in Griechenland und dann in Amsterdam verbrachte sie einige Jahre in der Eifel, bis es sie in das Bergische Land zog. Ihre Website heißt: www.martinakempff.de. Mit achtundvierzig Jahren schrieb sie ihren ersten Roman, einen historischen übrigens, und erst elf Jahre später, das war 2009, ihren ersten Eifelkrimi EinKEHR zum tödlichen Frieden, der bei Piper erscheint.
Nur wer in der Eifel wohnt, auf diese Region aus Überzeugung nichts kommen lässt und nur von Vorzügen zu berichten weiß, der kann solch ein Buch schreiben.
Ich habe den Vorteil, die Gegend um den Tatort etwas zu kennen. 2010 habe ich mit meiner Frau geruhsam die Eifel durchquert und Teile von Ostbelgien erkundet. Das ist eine Gegend, die nun wirklich nicht auf dem Weg zum Brenner liegt und die man auch nicht auf der Fahrt in den Winterurlaub streift. Da muss man schon gezielt hinfahren (wollen). Es lohnt sich – mehr sage ich nicht.
Kehr, der Ort, in dem sich das Drama abspielt, ist der südlichste Ort von Nordrhein-Westfalen und gehört zur Gemeinde Hellenthal im Kreis Euskirchen. Er liegt unmittelbar an der Grenze zu Belgien an der Bundesstraße 265. Die Grenze zu Rheinland-Pfalz kann man fast sehen.
Da hat es Donna Leon wesentlich einfacher. Die schreibt über Venedig. Jeder kennt es und könnte sogar ohne Karte hinfinden.
Deshalb meine Beschreibung. Ich finde, etwas Information gehört zum Stimmungsbild dazu. Sonst gibt es bei mir nicht das Prädikat Regionalkrimi. Außerdem empfinde ich Anerkennung für Autoren, die sich so kleine Spielplätze aussuchen.
Das Böse hat, ähnlich wie bei Eva Almstädt, seinen Ursprung in einer Familiengeschichte. Das muss als Information reichen.
Wenn eine Handlung auf so engem Raum Wirkung erzielen will und schöne Bilder wegfallen, dann kann sie dies nur durch eine gut erzählte Geschichte und einprägsame Figuren erreichen. Das ist hier der Fall.
Ermittlerin ist diesmal kein Profi, sondern eine Tochter, Journalistin von Beruf, und auf der Suche nach ihrem Bruder.
Die Suchende heißt Katja Klein. Ihr zur Seite, in dieser leicht düsteren Familiengeschichte, steht ein Helfer. Den braucht sie auch.
Auf meiner Empfehlungsliste stehen zunächst einmal Freunde der Eifel und der leisen Ermittlung. Wem in Krimis das ganze Drumherum von Dienststellen, Dienststellenleitern, Kommissaren und Hauptkommissaren, die auch noch Wert darauf legen, korrekt angesprochen zu werden, widerstrebt, der greift in die Seiten von Martina Kempff. Katja Klein löst den Fall natürlich nicht allein, aber sie schiebt kräftig und unerbittlich in die Richtung, die sie für die richtige hält. Und hat als Unterstützung den belgischen Bereitschaftspolizisten Marcel Langer an der Seite. Warum ihr ein Belgier helfen kann, obwohl sich die Geschichte in Deutschland abspielt, also das müssen Sie wirklich selbst herausfinden.