Rezension
Das ist der sechste Krimi des ehemaligen Deutsch- und Geschichtslehrers Georg Gracher. Er widmet sich im Ruhestand dem Verfassen von Kriminalromanen. Grachers Tatorte liegen vor seiner HaustĂŒr. Hier kennt er sich aus und macht dies auch dem Leser deutlich. Gelesen hatte ich bereits Hahnbalz, das ist sein erster Krimi. Er hatte mich schon beeindruckt und erschien, wie alle BĂ€nde um den Ermittler Oskar Jacobi, bei emons:.
Der Autor widmet sich mit Hingabe der geradezu peinlich genauen Schilderung der Region zwischen Salzburg und Bad Gastein.
Ich stelle somit schon mal fest, dass dies ein „richtiger“ Regionalkrimi ist.
In Eisriesengrab macht er die Eisriesenwelt, die grĂ¶ĂŸte Eishöhle der Welt, zum Mittelpunkt des Geschehens. Wer Lust hat, beim Lesen eines Krimis auch noch etwas fĂŒr eine Bildung zu tun, liegt bei diesem Autor genau richtig.
Neben der Ortskunde beweist Georg Gracher, dass ihm auch der sorgsame Umgang mit der Sprache am Herzen liegt. Wenn sich die Ermittlerrunde des „Referats 112 Delikte gegen Leib und Leben“ des LKA Salzburg, Franz-Hinterholzer-Kai Nummer 4, in den AmtsrĂ€umen zur Lagebesprechung trifft, wird aus dem Leser ein Zuhörer. Der Autor macht den Leser zum Teilnehmer der Runde. Wer will, kann mit ermitteln. Und wer genau „hin“liest, kann der Logik der Lösung nur beipflichten.
Zugegeben, das Verfolgen der seitenlang beschriebenen Kommunikation, ob in den AmtsrĂ€umen oder ĂŒber das Telefon erfordert Konzentration, aber so ist eben nĂŒchterne Polizeiarbeit.
Im Mittelpunkt der Ereignisse steht der (wahre) viele Jahre zurĂŒckliegende Salzburger Bautreuhand-Skandal. Die von der Veruntreuung Betroffenen spĂŒren auch heute noch in schmerzlicher Weise die Folgen. Schließlich ist das, was sie jahrelang angespart oder sich von Kreditinstituten geliehen haben, weg. Und zwar unwiederbringlich weg.
Wenn nun einer der damals Verantwortlichen einen tödlichen Unfall erleidet, kann man heimliche Freude unter den Betroffenen zwar nicht gut heißen, aber zumindest verstehen.
Die Polizei denkt da nicht so emotional, sondern stellt nĂŒchterne Überlegungen an. Denn die Art und Weise, wie der einstige Staatsanwalt, Bauspekulant und RepublikflĂŒchtling Norbert Flotzinger ums Leben kann, ist schon recht auffĂ€llig. Auf „Laserpointer-Crashkids“, die von AutobahnbrĂŒcken Autofahrer blenden, fĂ€llt der erste Verdacht. Doch lĂ€sst die Vergangenheit des Herrn Flotzinger auch genĂŒgend Spielraum fĂŒr andere Vermutungen. Diese erhĂ€rten sich mehr und mehr.
Oberst Oskar Jacobi vom LKA Salzburg ermittelt mit seinem Team deshalb in zwei Richtungen.
UnterstĂŒtzt wird der Dienststellenleiter, der erst seit einem Jahr auf diesem Stuhl sitzt, von einer versierten Truppe. Georg Gracher ist auch bei der Auswahl der Mitarbeiter sehr sensibel vorgegangen. Chef und Mannschaft passen zusammen. Gut beschriebene Charaktere, die man gern bei den Vernehmungen begleitet.
Etwas pikant ist die NÀhe von Oberleutnant Melanie Kotek. Diese stets als sehr attraktiv beschriebene Mitarbeiterin ist zugleich die LebensgefÀhrtin von Oberst Jacobi.
Geht das? Das geht. Lesen Sie selbst.
Georg Gracher
Eisriesengrab


Bewertung

5/5 Region

5/5 Sprache

5/5 OriginalitÀt

5/5 Emotion

5/5 Plot (das HandlungsgerĂŒst)


Gesamtbewertung

Informatives

Autor/en

Georg Gracher, geboren 1949 in Bad Gastein, war seit 1976 dreieinhalb Jahre Jahrzehnte Deutsch- und Geschichtslehrer an der HS Bad Hofgastein und widmet sich im Ruhestand vermehrt seinem liebsten Hobby, dem Verfassen von Kriminalromanen, die er vorwiegend in seiner engeren Heimat, der bekannten Kur- und Tourismusdestination Gasteiner Tal, spielen lÀsst.

Kommissar/e

Oskar Jacobi ist Major im Landesgendarmeriekommando Salzburg, Abteilung Delikte an Leib und Leben. UnterstĂŒtzung erfĂ€hrt er von Leutnant Kotek, OffiziersanwĂ€rter Zischlpfitzer und Chefinspektor Feuersang. Die Ermittler sind keine Helden, sondern zĂ€he Arbeiter - und das ist eine Anerkennung.

Tatort/e