Einer dieser vielen Zufälle, die sich häufig bei näherer Betrachtung gerade nicht als Zufälle herausstellen, war es, die mich in den Besitz des kleinen Buches kommen ließen.
Das hat noch nix mit Rezension zu tun, liebe Leser; ich will mit der folgenden kleinen Geschichte nur Ihren Blick schärfen für Entdeckungen. Für das Finden und Auffinden von kleinen Schätzen (ich übertreibe zwar im Moment, aber Übertreibung macht anschaulich).
Ich hatte mich mit meinem Freund Klaus verabredet, um ein Projekt zu besprechen. Das Gespräch nahm an Intensität zu, Neugier und Fragen auf beiden Seiten, Interesse an diesem und jenem, einfach aus Spaß und Freude an Themen, die das Älterwerden (fast) vergessen lassen können. Klaus kennt meine nicht aufhören wollende Suche nach Krimis außerhalb der Bestsellerliste, steht auf, geht an sein deckenhohes Bücherregal, nimmt mehrfach Belegexemplare in die Hand, die die Bandbreite „seines“ Verlages dokumentieren sollen und hält plötzlich einen unscheinbaren Band hoch: „Schau mal, einen Krimi haben wir auch herausgegeben. Das war 1994.“ Ein Hamburg-Krimi, Postkartengroßes Format, 183 Seiten dick, von einem mir (noch) unbekannten Autor geschrieben.
Meine Recherche im Netz ergab, dass es dieses Buch mit diesem Cover nicht mehr gibt. Es war wohl der einzige Krimi, der im Klönschnack Verlag erschien. Und somit eine echte Rarität.
Der Inhalt ist kurz erzählt. Abgesehen vom Finale ist „die Story“ auch nicht der Anlass für meine Rezension. Es ist ein Hamburg-Krimi, ein Zeitdokument hinsichtlich Sprache und Inhalt. Gut erzählt, nah dran an den Menschen und mit einem Schluss, der auch den gewieften Krimi-Leser als eindeutigen Verlierer dastehen läßt.
Der fast 37jährige „ewige Student“ und Hobby-Ermittler Quincy wird von dem Arbeitskollegen seines Freundes Kalle gebeten, die verschwundene Tochter Sandra aufzufinden. Quincy erhält DM 50,- Honorar pro Tag und ein Foto der wunderhübschen Tochter. Mehr nicht.
Beschrieben wird klassische Ermittlertätigkeit mit vielen pfiffigen Einfällen. Die Polizei spielt in diesem Krimi nicht mit. Es gibt also auch keine Spurensuche, keine Datenabgleiche, keine Fahndungsaufrufe und keinen Pathologen. Es gibt nur Quincy und seinen alten Opel. Mehr über Jan Schröter finden Sie auf meiner Website unter Autoren.