Rezension
Die Einordnung dieses Buches ist mir über viele Seiten nicht leicht gefallen. Sich mit dem höchst Ungewöhnlichen anzufreunden fällt ohnehin schwer. Und Ex ist nun mal anders. Ganz anders. Die Ideen der Autorin sind aberwitzig, schrill und zugleich lesenswert. Helen FitzGerald hat es geschafft, aus der Protagonistin Catriona Marsden eine glaubwürdige Figur zu schaffen, so abenteuerlich ihr Denken und Handeln auch anmutet. Lieber Leser, lassen Sie sich einfach fallen und lesen dieses Buch zu Ende. Aber legen Sie bloß nicht lange Lesepausen ein. Und denken Sie nicht zu viel nach. Das hat die Autorin schon getan. Ich möchte den Inhalt nicht als schwarzen Humor bezeichnen, skurril, mutig und ungewöhnlich, das trifft es schon eher. Die Autorin versteht es, Absurditäten so zu beschreiben, dass sie doch vorstellbar scheinen. Die Geschichte beginnt damit, dass die Protagonistin vor ihrer Hochzeit mit dem Italiener Joe beschließt, sich ein letztes Mal mit ihren drei Exfreunden zu treffen. Allen widerfährt das gleiche Schicksal, sie werden „danach“ ermordet, und nicht nur das, sie werden auch beraubt. Jedem der Toten fehlt ein wichtiges Glied. Der Sachverhalt ist klar, Catriona war es, also muss Catriona ins Gefängnis. In diesem Buch befinden sich die Frauen eindeutig in der Überzahl. Ganz oben steht Catriona Marsden, es folgt ihre Mutter, dann ihre enge Freundin Anna und zum Schluss Janet Edgely. Dieser Dame ist sie hilflos ausgeliefert – sie ist die Verfasserin ihrer Biografie. Und dann ist da noch Joe, den sie in Italien heiraten will. Ex beschreibt die Geschichte von Catriona Marsden und ihren Liebhabern. Die Autorin beschreibt genau, Andeutungen sind nicht so ihre Sache, sie berichtet dem Leser alles haarklein. Alles. Haarklein. Die Schilderung intimer Details wirkt aber nie peinlich. Kapitel, die in der Ich-Form (Originalton Catriona) beschrieben werden, bringen (noch mehr) Leben in die Handlung. Eine Fülle von konkreten Hinweisen und Beschreibungen zu Stadt und Land verhelfen dem Buch zum Status eines Regionalkrimis, auch wenn dies nicht die vordergründige Absicht der Autorin gewesen sein mag. Es ist ein Krimi, aber ohne Ermittler und ohne Polizei. Helen FitzGerald löst den Fall auf ihre Weise – das geht auch. Die Inhaltsbeschreibung müsste beim noch unentschlossenen Leser Neugier wecken. Ich werde das Buch jedenfalls allen Krimilesern empfehlen, die auf der Suche nach etwas Besonderem und Ausgefallenem sind. „Helen FitzGerald, 1966 als zwölftes von dreizehn Kindern in Australien geboren, lebt seit 1991 in Schottland. Sie war mehr als zehn Jahre Sozialarbeiterin im Strafvollzug und schrieb Drehbücher fürs Kinderfernsehen der BBC.“ So steht es im Klappentext des im Mai 2015 bei Galiani (Kiepenheuer & Witsch) erschienenen Buches.
Helen FitzGerald
Ex


Bewertung

5/5 Region

5/5 Sprache

5/5 Originalität

5/5 Emotion

5/5 Plot (das Handlungsgerüst)


Gesamtbewertung

Informatives

Autor/en

Helen FitzGerald, 1966 als zwölftes von dreizehn Kindern in Australien geboren, lebt seit 1991 in Schottland. Sie war mehr als zehn Jahre Sozialarbeiterin im Strafvollzug und schrieb Drehbücher fürs Kinderfernsehen der BBC.

Kommissar/e

Catriona Marsden ermittelt, weil sie selbst ermitteln muss. Sie ist eine glaubwürdige Figur, so abenteuerlich ihr Denken und Handeln auch anmutet. Und sie stürmt mit dem gleichen Tempo durch das Buch wie die Autorin.

Tatort/e