Es geht um einen Mord und es geht um Venedig.
Und es geht um Commissario Antonio Morello.
Mit ihrem dritten Band um Commissario Morello, der in Venedig ermittelt, haben Wolfgang Schorlau und Claudio Caiolo etwas Bemerkenswertes geleistet. Natürlich ist es ein Kriminalroman, es geht um Mord und Totschlag. Aber auf den 336 Seiten bieten die beiden Autoren ihren Lesern noch viel mehr.
Als langjähriger Krimileser und Rezensent habe ich eine bestimmte Erwartungshaltung hinsichtlich der Qualität der Geschichte und als regelmäßiger Besucher dieser Stadt in der Lagune bin ich bei Beschreibungen der Örtlichkeit sehr kritisch. Es gehört für mich aber noch ein dritter Aspekt dazu, der zu einem „guten Buch“ gehört. Das sind die Akteure. Allen voran natürlich der ermittelnde Kommissar, namentlich Antonio Morello. Ich will an dieser Stelle nicht auf seine persönliche Geschichte eingehen. Die wird in den drei bislang erschienenen Bänden hinlänglich beschrieben.
Mir geht es um die Beschreibung des Menschen Antonio Morello. Auf die legen Wolfgang Schorlau und Claudio Caiolo in Falsche Freunde besonderen Wert. Mit unglaublicher Intensität und fast schon Schonungslosigkeit schildern sie die Wesenszüge des Commissario. Diese Aufgabe überlassen sie Morellos Nachbarn Gerhard und drei Frauen. Diese vier Dialoge sind geradezu meisterhaft. Sie werden mit dem Florett geführt. Schneidend, treffsicher, jeder Hieb sitzt. Morello erhält jedes Mal die Chance, sich zu wehren. Aber nimmt er diese Möglichkeit auch wahr?
Lesen Sie diese Seiten bitte ganz genau und vergessen Sie mal für einen Moment die eigentliche Geschichte. Es lohnt sich.
Die Aufklärung des Mordes an dem Buchhalter Paolo Salini bringt das Ermittlerteam an die Grenzen des Erträglichen. Es wird stellenweise einsam um den Commissario aus Sizilien. Er muss auch noch im Team kämpfen. Der Mord an dem Buchhalter ist eng verwoben mit dem Schicksal Venedigs. Genauer gesagt, mit Venedigs Zukunft.
Wer die Veränderungen in dieser Stadt während der vergangenen Jahrzehnte mitverfolgt hat, braucht nicht viel Fantasie, um sich die Zukunftsbilder, die in den Köpfen von Filiberto Gabbia und seinen Freunden geistern, vorzustellen.
Die kühle Planung, gestützt von viel Geld und ungeheurer Machtbesessenheit, wirkt sehr real. Es fehlt nicht viel zur Wirklichkeit.