Die Handlung dieses Kriminalromans ist stark von Empfindungen geprägt. Der Autor beschränkt sich nicht auf die Schilderung klassischer Ermittlertätigkeit. Er bietet dem Leser wesntlich mehr.
Natürlich ist es eine Kriminalgeschichte, es geht schließlich um Mord und Totschlag. – allerdings erst auf den zweiten Blick.
Und es geht um Vorurteile. Die ganze Bandbreite zeigt Jürgen Kasten auf. Sehr mutig. Wer lässt sich schon gern den Spiegel vorhalten?
Der eine murmelt etwas kaum Verständliches und will sich nicht weiter dazu äußern. Andere zeigen mit Hilfe ihrer Mimik ihre Meinung bzw. Abneigung. Und dann gibt es die „grobe“ Variante: Man poltert los, lässt keine andere Meinung zu und schlägt gewissermaßen mit Worten.
Der Autor, nicht nur in Sachen Mord glänzend bewandert, nutzt die Themen Vorurteil und Vorverurteilung für seine Geschichte.
Das betrifft in erster Linie die Ermittlergruppe, in dessen Mittelpunkt Chefermittler Fasel steht. Obwohl ich gern Leon neben ihn stellen würde.
Sie kennen Leon nicht?
Sie werden ihn kennenlernen. Zu Beginn ein merkwürdiger Typ. Manchem fällt es schwer, ihn zu verstehen. Nur so viel: Leon wird gebraucht. Der eine versteht es früher, der andere später. Mit dieser Figur ist Jürgen Kasten ein perfektes Casing gelungen.
Tja, und dann ist da natürlich noch Fasel - der Chefermittler. Was er auf Anhieb nicht versteht, schiebt er erst einmal beiseite. Er ist ein Mann der Fakten. Verbohrt, schwer einsichtig, einsam, kontaktarm. Doch er lebt für seine Arbeit.
Den Mann möchte man schütteln.
Noch ein paar Anmerkungen zum Autor. Jürgen Kasten ist Fachmann. Er kann auf 40 Dienstjahre bei der Kriminalpolizei verweisen.
Das prägt und bildet.
Der Leser profitiert.
Außerdem kennt sich der Autor in Wuppertal und Umgebung aus. Die Liebe zu seiner Heimat lässt er in kleinen gedanklichen Ausflügen und Orts Beschreibungen deutlich werden.
Fasel irrt sich erschien im September 2023 im Ruhrkrimi-Verlag.