Sebastian Franck, der (relativ) neue Kriminaloberkommissar und seine Vorgesetzte, die dreiundfünfzigjährige Leiterin des Dezernats T.O.M. (Tote ohne Mörder) haben sich inzwischen aneinander gewöhnt. Dennoch – zwei Jahrzehnte Altersunterschied sind nicht gerade wenig und hinsichtlich Lebensart, Lebenseinstellung und Denkweise gibt es geradezu einen Berg von Unterschieden. Man muss den beiden nur mal zuhören und auf Reaktionen achten. Fazit: Sie mögen sich, also irgendwie schon …
Das Verhalten dieses nicht unvermögenden jungen Mannes kann auf manch einen Zeitgenossen zumindest irritierend wirken. Was andere als eine Form von Provokation auslegen, sind bei ihm die äußeren, sichtbaren Zeichen einer seltenen Veranlagung. Er verfügt über ein ausgeprägtes Langzeitgedächtnis, und beherrscht die Fähigkeiten, intuitiv und in größeren Zusammenhängen zu denken. Er bringt somit ideale Voraussetzungen für seine Arbeit mit.
Eine bemerkenswerte Figur hat Thilo Scheurer da ersonnen. Manchmal beschleicht mich allerdings der Verdacht, dass es diesen Mercedes-fahrenden Ermittler tatsächlich in seinem Umfeld gibt.
Aus einer Fülle bislang nicht aufgeklärter Verbrechen hat der junge Kriminaloberkommissar den Fall des spurlos verschwundenen Fildermädchens herausgesucht, um dessen Aufklärung sich das Dezernat T.O.M. kümmern sollte. Natürlich hat Sebastian genug und sorgfältig recherchiert, um seiner Vorgesetzten auch nachvollziehbare und solide Gründe für die Wiederaufnahme einer Ermittlung zu liefern.
Sebastian hat in den alten Akten einen Hinweis gefunden, der eine neue Spur bedeuten könnte. Er hat allerdings nicht damit gerechnet, auf welch fruchtbaren Boden seine Idee bei seiner Vorgesetzten fallen würde. Sie schickt ihn undercover, als Junglehrer getarnt, auf die Schule der vor sieben Jahren verschwundenen Schülerin Jasmin.
Ja, es gibt manch eine zum Schmunzeln anregende Szene, es bleibt aber stets ein Krimi, ein Regionalkrimi. Dafür sorgt der Profi Thilo Scheurer. Der Leser kann auch zuschauen, wie der stets so umsichtig und kontrolliert agierende Oberkommissar Sebastian Franck in einen vorübergehenden Gefühlstaumel gerät. Er ist halt „auch nur“ ein Mensch.
Lieber Leser, bis zu einem sehr späten Zeitpunkt der Handlung gehen die Ermittler immer noch „…von einem Tötungsdelikt aus, auch wenn die Leiche nie gefunden wurde.“ Die Handlung kann sich somit auf die Arbeit der Ermittler konzentrieren. Wir treffen uns weder im Kellergeschoss der Pathologie, noch werten wir DNA-Spuren aus. Es wird nachgedacht, befragt und kombiniert. Und wir schauen der dreiundfünfzigjährigen Kriminalhauptkommissarin Marga Kronthaler beim Studium einer ganz bestimmten Akte über die Schulter. Da wird es noch einmal mal spannend.
Fildermädchen erschien im Sommer 2017 und wieder bei emons:.