Rezension

Das ist ihre Krimiwelt. Die Region zwischen dem Brenner und Verona. Da kennt sich die Autorin aus. Das lässt Marta Donato den Leser immer wieder wissen. Und der profitiert von genauen Beschreibungen, zum Beispiel, wenn Antonio Fontanaro in Verona ermittelt.
Wer die ersten beiden Fälle, Veroneser Finale und Tod am Gardasee, gelesen hat, wird sich über das Wiedersehen mit Commissario Fontanaro und seinem Traunsteiner Kollegen Georg Breitwieser freuen. Nicht ganz so erfreut sind die beiden Kommissare über das, was ihnen als neuer Fall, bzw. neue Fälle, auf den Schreibtisch flattern und was sie wieder einmal zusammenführt. Doch damit hören die Gemeinsamkeiten auch schon auf. Beide sind engagierte und professionelle Ermittler, doch unterscheiden sie sich schon in der Art ihres Auftretens.
Die Autorin beschreibt sehr fein die unterschiedlichen Charaktere des Italieners und des Bayern. Sehr aufschlussreich, die beiden im Umgang mit ihren Vorgesetzten, während der Verhöre und der Ermittlungen zu erleben.
In Verona beschäftigen Fontanaro ein Kunstraub und ein Mord. Beide Taten wurden in der gleichen Nacht im selben Gebäude verübt.
Klarer Fall. Habe ich die Kunsträuber, dann habe ich auch den oder die Mörder, oder etwa nicht?
Der Leser kann wieder einmal miterleben, wie sensibel und vorsichtig Ermittlungen geführt werden müssen und/oder sollten, wenn eine der angesehenen Veroneser Familien, in diesem Fall Signora Claudia Di Primavera, betroffen ist oder sein könnte. Nach dem Motto: Was nicht sein darf, das kann auch nicht sein.
Darum schert sich Antonio Fontanaro keinen Deut. Er kennt diese Spielchen und verabscheut sie. Lieber Leser, gönnen Sie sich das Vergnügen und beobachten Sie den verbalen Schlagabtausch zwischen Antonio Fontanaro und den von ihm mehr gemiedenen als geschätzten Staatsanwalt Vincenco Mauro. Da wird mit dem Florett gefochten und nicht mit dem Schwert gekämpft. 
Georg Breitwieser ermittelt derweil auf einer ganz anderen Ebene. Um Ihnen ein Stimmungsbild zu vermitteln, zitiere ich einige Zeilen „Kommissar Georg Breitwieser lehnte an der Wand im Büro der Grenzstation Kiefersfelden/Kufstein und starrte blicklos in den mit alten Möbeln und Stahlschränken eingerichteten Raum“.
Er hat mit unzähligen bedauernswerten Flüchtlingsschicksalen zu tun. Eines dieser Schicksale führt nach Italien, zu seinem Kollegen Antonio Fontanaro.
Zu weit hergeholt?
Wo ist da der Zusammenhang?
Vertrauen Sie der Erzählkunst von Marta Donato.
Sie verknüpft gekonnt die beiden Enden, die Brenner und Verona heißen.
Flucht über den Brenner erschien im Mai 2018 bei der edition tingeltangel. 

Marta Donato
Flucht über den Brenner


Bewertung

5/5 Region

5/5 Sprache

5/5 Originalität

5/5 Emotion

5/5 Plot (das Handlungsgerüst)


Gesamtbewertung

Informatives

Autor/en

Marta Donato schreibt über sich selbst: "Geboren und aufgewachsen bin ich in München. Hier habe ich Germanistik und Kunstgeschichte studiert. Seit vielen Jahren arbeite ich in der bayerischen Metropole für ein Medienunternehmen. Das Schreiben ist seit meiner Gymnasialzeit mein einziges wirkliches Hobby. Meine Hauptschauplätze für die Krimireihe befinden sich in Urlaubsregionen, wo es Spaß macht, sich zu erholen und das Leben zu genießen. Das Veneto und der Chiemgau werden von meiner Familie und mir in sehr regelmäßigen Abständen bereist und es ist uns noch nie langweilig geworden."

Kommissar/e

Commissario Antonio Fontanaro liebt seine Frau Marissa über alles. Die Signora hat allerdings einen anderen Eindruck, weil ihr Mann sich mehr mit Ermittlungen als mit ihr beschäftigt. Dabei ist er nur gewissenhaft. Fontanaro zur Seite stehen Vice Commissario Fausto Castillio, einer der erfahrensten Köpfe im Mordkommissariat von Verona, und der sehr viel jüngere Ispettore Enrico Brandino. Auf dessen Hilfe kann der Commissario nur schwerlich verzichten, schließlich entstammt Enrico einer alten Veroneser Familie und kann seinem Vorgesetzten mit so manchen Informationen dienen, die auf dem normalen Dienstweg niemals zu beschaffen wären.

Tatort/e


"Flucht über den Brenner" von Marta Donato - Rezension von Meine Kommissare