Rezension
Auf Bernd Flessner können Sie sich verlassen, lieber Leser. Auf dem Einband steht zwar ganz klein Kriminalroman, es ist aber wieder einmal ein „echter“ Küstenkrimi bzw. Regionalkrimi. Wer diesen Teil Ostfrieslands kennt, wird seine Freude haben.
Sorgsam schließt der Autor mit der Geschichte um Friesengold an die drei Vorgänger, die auch sämtlich im LEDA-Verlag erschienen. Der Hauptkommissar ist etwas älter geworden und gibt sich auch schon mal Gedankenspielen  über seine Zukunft nach der Pensionierung hin – zum Beispiel als Privatermittler. Das wäre übrigens auch im Sinne seiner Lebensgefährtin Mona, der Kunstmalerin. Sie mag sich Gerd nur zu Hause nicht vorstellen.
Doch bis dahin haben Gerd Greven und seine Fan-Gemeinde Zeit – hoffentlich noch viel Zeit.
Den vorangegangenen Rezensionen zu Die Gordum-Verschwörung und Tod auf dem Siel können Sie, lieber Leser noch einige Hinweise zum Autor und zur Figur des Gerd Greven entnehmen.
In Aurich herrschen winterliche Temperaturen, es ist glatt auf den Straßen. Noch viel glatter scheint es auf dem Parkett der Adelshäuser zu sein, in denen der Hauptkommissar ermitteln muss. Hier treffen unterschiedliche Welten zusammen: Gesetzeshüter mit Beamtengehältern auf Adel mit Geld.
Viel Geld? Warten wir´s ab.
Der Anlass für Verhöre zwischen alten Gobelins und alten Bildern ist der gewaltsame Tod des Goldschmieds Reinhold Onken. Nichts wurde gestohlen, dafür aber alles durchsucht und auf den Kopf gestellt.
Nicht nur in dem kleinen Laden in der Marktpassage wird eingebrochen sondern auch in der Gründerzeitvilla der Frau von Reeten in der Laurinstraße. Hier kam Niemand zu Schaden, weil auch niemand zu Hause war, als der Einbrecher das Unterste zu Oberst kehrte.
Das Fehlen jeglicher Spur bzw. scheinbar jeglicher Gemeinsamkeit zwischen den beiden Ereignissen, zwingt die Ermittler, sich mit der Vergangenheit zu beschäftigen – besonders mit der des Adelsgeschlechtes von und zu Aldenhausen. Einem ostfriesischen Uradel mit einer Stammlinie, die bis ins frühe Mittelalter reicht.
Mona, die Kunstkennerin und Mit-Denkerin an Gerd Grevens Seite gibt irgendwann den Hinweis zu einem neuen Gedanken. Sie sagt: „Mir ist da vielleicht etwas eingefallen. Aber lach jetzt bitte nicht. …..“
Eine kluge Frau hat der Hauptkommissar an seiner Seite.
Die folgenden Gedanken in Grevens Kopf sind kühn. Zu kühn, um sie der Staatsanwaltschaft vorzutragen und um Unterstützung zu bitten. Und nicht fundiert genug, um ohne fremde aber fachkundige Hilfe weiterzukommen.
Die Handlung nimmt an Tempo zu, das Unwahrscheinliche scheint real zu werden. Schließlich geht es um Geld, viel Geld.
Was Menschen nicht alles unternehmen und sich einfallen lassen, an Geld und Gold zu gelangen, das erfahren Sie in Friesengold.
Das Buch ist der vierte Fall für Hauptkommissar Gerd Greven und erschien Anfang 2017. 
Bernd Flessner
Friesengold


Bewertung

5/5 Region

5/5 Sprache

5/5 Originalität

5/5 Emotion

5/5 Plot (das Handlungsgerüst)


Gesamtbewertung

Informatives

Autor/en

Bernd Flessner wurde 1957 in Göttingen geboren und wuchs auf in Ostfriesland, in Greetsiel,einem zauberhaften Ort übrigens. Mehr und wirklich Lohnenswertes über den Autor erfahren Sie unter www.bernd-flessner.de. Der Autor lehrt Germanistik und ist Mitglied im Arbeitskreis ostfriesischer Autoren.

Kommissar/e

Ermittler und Protagonist in den Krimis von Bernd Flessner ist Hauptkommissar Gerd Greven von der Mordkommission in der Polizeiinspektion Aurich, Fischteichweg 1-3. Der Autor nennt ihn nur Greven. In den ersten Bänden nennt ihn seine Lebensgefährtin Mona auch nur so, auch wenn sie es mal sehr lieb mit ihmn meint. Doch hat die (scheinbar) unverbindliche Anrede nie die Stimmung zwischen den beiden getrübt. Greven und seine Mona gehen sehr liebevoll miteinander um. Der intakten Zweierbeziehung wird reichlich Raum zugestanden, aber das geht in Ordnung, dieser Teil gehört zum Handlungsablauf, zumal Mona auch ihren Teil zur Aufklärung beiträgt. Die nicht gerade erfolglose Kunstmalerin sorgt dafür, dass ihr Lebensgefährte auch eine Welt ohne Mord und Totschlag kennenlernt, in dem sie ihn regelmäßig mit viel gutem Zureden zu Kunstausstellungen mitnimmt. Dieser Ermittler arbeitet gern allein. Zwar bezieht er seine Mitarbeiter mit in seine Überlegungen ein, das aber mit deutlich zeitlicher Verzögerung. Das mögen nicht alle Kollegen und vor allen Dingen nicht immer. Diese Eigenschaft lebt er in Friesengold nicht mehr in gewohnter Form aus.

Tatort/e