Rezension

Eine Tasse Tee wäre jetzt genau richtig. Und ein Sprossenfenster, durch das man auf die Landschaft schaut. Und dazu Ruhe. Das muss als Einstimmung genügen.
Sandra Dünschede ist nicht nur Krimiautorin – sie ist auch Friesin. Und das lässt sie ihre Leserschaft spüren. Die profitiert von ihrem Wissen um die Geschichte Nordfrieslands. In ihrem am 12. Februar 2020 im Gmeiner-Verlag erschienenen Band Friesenstolz erwartet Sie Heimatkunde für Fortgeschrittene und Kost für anspruchsvolle Krimileser. Und wenn Sie (hoffentlich) Fan von Kommissar Thamsen und dem alten Haie Ketelsen sind, verspreche ich Ihnen spannende Stunden.
Ach ja, es kann nicht schaden, wenn Sie sich vor Beginn der Lektüre noch mal das Tatort-Umfeld anschauen: Risum-Lindholm heißt der knapp 3.800 zählende Ort, etwa fünf Kilometer südöstlich von Niebüll gelegen.
Die Handlung beginnt mit einer Einbruchserie. In einer Großstadt, sagen wir mal Hamburg, nichts ungewöhnliches, fast normal. Auf dem platten Land, wie Risum-Lindholm, ungewöhnlich. Und ganz außergewöhnlich, wenn sich die Einbrüche mehren. Wenn sie scheinbar willkürlich geschehen, wenn kein Muster erkennbar ist.
Da macht sich so mancher zuerst Gedanken und beginnt als Folge hinter vorgehaltener Hand zu tuscheln. Laut zu denken, wer das denn gewesen sein könnte. Vorurteile und Vermutungen gehören in die Gerüchteküche und die beginnt langsam zu brodeln.
Da es von den Einheimischen niemand gewesen sein kann, denn die kennt man ja alle, kommen nur Fremde in Frage. Und richtig, von denen gibt es einige. Zunächst die, die aus einem anderen Kulturkreis stammen und dann noch eine Gruppe, die „eigentlich auch nicht hierher gehört“.
Noch haben Kommissar Dirk Thamsen und sein junger Kollege Ansgar Rolfs in ihrer kleinen Dienststelle in Niebüll die Situation im Griff. Noch.
Bis es zu einem Tötungsdelikt während eines Einbruchs kommt. Jetzt entsteht Unruhe – nicht nur unter der Bevölkerung sondern auch in der Niebüller Polizeidienststelle.
Die große Frage lautet: Was und wer steckt hinter den Einbrüchen?
Es gibt nicht den leisesten Verdacht (außer bei den üblichen Verdächtigen). Es ist kein Zusammenhang zwischen den Einbrüchen zu entdecken. Uns jetzt ein Toter? Gibt es Gemeinsamkeiten?
Die Stimmung im Dorf wird feindselig. Die Hinweise auf Verdächtige mehren sich. Kommissar Tammsen und sein Kollege stehen fast hilflos zwischen dem Unmut der Bevölkerung und dem ihrer Vorgesetzen. Es muss etwas geschehen.
Klar. Aber was?
Quälend langsam, fast in Echtzeit, tauchen erste Hinweise auf, sie gleichen Puzzelsteinen ohne Muster. Inzwischen hat sich eine Bürgerwehr formiert. Nachts gibt es Patrouillen. Brave Bürger wissen sich zu wehren. Haie Ketelsen, der eigentlich sein Rentnerdasein genießen sollte, fühlt sich angesprochen und aufgefordert, sein persönliches Wissen um die Vergangenheit zu erforschen.
Jetzt meldet sich die Friesin Sandra Dünschede zu Wort. Lebendige Geschichte mit tödlichem Ausgang.
Friesenstolz ist Pflichtlektüre für alle, die zwischen Nord- und Ostsee zu Hause sind.  

Sandra Dünschede
Friesenstolz


Bewertung

5/5 Region

5/5 Sprache

5/5 Originalität

5/5 Emotion

5/5 Plot (das Handlungsgerüst)


Gesamtbewertung

Informatives

Autor/en

Sandra Dünschede, geboren 1972 in Niebüll/Nordfriesland, erlernte zunächst den Beruf der Bankkauffrau und arbeitete etliche Jahre in diesem Bereich. Im Jahr 2000 entschied sie sich zu einem Studium der Germanistik und Allgemeinen Sprachwissenschaft an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf. Kurz darauf begann sie mit dem Schreiben, vornehmlich von Kurzgeschichten und Kurzgeschichten.

Kommissar/e


Tatort/e


"Friesenstolz" - von Sandra Dünschede




Sandra Dünschede - 2. Teil des Interviews mit der Autorin.



Sandra Dünschede - 1. Teil des Interviews mit der Autorin.