Rezension
In Thusis, dem Tor zum Berner Oberland, im Kanton Graubünden, wurde mir dieses gerade einmal 168 Seiten dicke Buch empfohlen. Georg Weber heißt der regional bekannte Krimiautor.
Was ich dann in der Hand hielt sah eher aus wie ein Lehrbuch für angehende Hochbauingenieure. Noch in der Buchhandlung las ich das Vorwort und wollte endgültig vom Kauf Abstand nehmen. Da steht doch tatsächlich auf eineinhalb Seiten, weshalb die Hochschule für Technik und Wirtschaft Chur die Entstehung dieses Kriminalromans gefördert hat. Das ist rührend und so schweizerisch, dass es mir schon wieder gefällt.
Aber, lieber Südostschweiz Buchverlag, ich hatte mir nun einmal vorgenommen, Empfehlungen zu folgen. Und das ist eindeutig eine Empfehlung.
Jetzt gilt es noch die Frage zu klären, wer Georg Weber, also der Autor, ist.
„Georg Weber wurde 1941 geboren. Nach langjährigem Südamerikaaufenthalt für eine schweizerische Maschinenfabrik entschied er sich für eine Zweitausbildung zum Sekundarlehrer. Er war dreißig Jahre lang Lehrer an der Sekundarschule Chur und engagierte sich daneben in der städtischen und kantonalen Politik (Grossrat).“ 
Mehr steht nicht auf der Umschlagseite des Anfang 2013 erschienenen Buches. Auch dem Internet konnte ich nicht mehr entlocken, außer der Information, dass von diesem Autor im gleichen Verlag 2010 ein weiterer Krimi mit dem Titel Das letzte Hemd hat keine Taschen erschien.
Wer gern Ski läuft und dies zudem gern in der Schweiz tut, dem wird die Region vertraut sein: Graubünden, das Gebiet zwischen Chur und St. Moritz. 
Ermittler ist der Kommissar Walter Bonacossa. Der knapp Fünfzigjährige ist Junggeselle, begeisterter Skiläufer und älterer Kollege von Mathias Kern. Diese beiden sind dem recht jungen Staatsanwalt Dr. Marzahn, der seinen frühen Karrieresprung seinem Schwiegervater verdankt, unterstellt. Staatsanwalt ist er schon– jetzt fehlt noch die Berufserfahrung. Dieser fehlenden Berufserfahrung verdankt Dr. Marzahn seine reichliche Bildung von Schweißtropfen, wenn etwas Unerwartetes geschieht. Zum Beispiel das Verschwinden von Herrn Gruber, Mitgliedes einer nicht wenig einflussreichen Familie, der eine Hotelkette gehört.
Nicht nur, dass Herr Gruber spurlos verschwindet, er wird ein wenig später auch noch tot aufgefunden und er starb auch noch eines gewaltsamen Todes. Dass er bei seinen Mitmenschen unbeliebt war, hilft wenig. Der Fall muss aufgeklärt werden. Beim Kauf des Buches wird dem Leser bereits ein kleiner Hinweis mitgeliefert auf das, was ihn erwartet. Es trägt nämlich den Titel Grubers letzte Reise.
Die Kommissare Bonacossa und Kern ermitteln sauber, gerade und zielstrebig, wie Uhrwerke halt. Es werden unbequeme Fragen gestellt, Bonacossa entschließt sich zu einem Alleingang und auf einer Seite gibt es auch ein bisschen was mit Liebe. 
Das Buch ist kein Reißer. Ich freue mich aber, wieder einmal meine kleine Schweizer Krimisammlung um diesen Band erweitert zu haben. Vielleicht habe ich besonders viel Freude daran, weil mir Region und Menschenschlag vertraut sind. Wer Wert auf gute und sorgfältige Sprache legt, wird bei Schweizer Krimis generell nicht enttäuscht. Sätze, die wie frisch gekämmt wirken und Worte, die man fast schon vergessen hatte, sind die Besonderheiten.
Georg Weber
Grubers letzte Reise


Bewertung

5/5 Region

5/5 Sprache

5/5 Originalität

5/5 Emotion

5/5 Plot (das Handlungsgerüst)


Gesamtbewertung

Informatives

Autor/en

Georg Weber wurde 1941 geboren. Nach langjährigem Südamerikaaufenthalt für eine schweizerische Maschinenfabrik entschied er sich für eine Zweitausbildung zum Sekundarlehrer. Er war dreißig Jahre lang Lehrer an der Sekundarschule Chur und engagierte sich daneben in der städtischen und kantonalen Politik (Grossrat).

Kommissar/e

Walter Bonacossa. Der knapp Fünfzigjährige ist Junggeselle, begeisterter Skiläufer und ermittelt gern im Alleingang. Er und sein Kollege arbeiten wie Schweizer Uhrwerke. Präzise und genau. Zum Glück für den Leser und Walter Bonacossa ist auch etwas Liebe im Spiel.

Tatort/e