Rezension
Ich stelle Ihnen einen österreichischen Ermittler vom Landesgendarmeriekommando Salzburg vor: Major Oskar Jacobi, Abteilung Delikte an Leib und Leben. Unterstützung erfährt er von Leutnant Melanie Kotek, Offiziersanwärter Zischlpfitzer und Chefinspektor Feuersang. Die heißen wirklich so.
Ein Wort noch zu Oskar Jacobi. Dieser Mann wird zunächst unterschätzt - die das tun, begehen einen kapitalen Fehler. Denn der gerade einmal einssiebzig große Major kann sich sehr wohl rasch und nachdrücklich Respekt verschaffen, den er sich übrigens auch verdient hat. Und damit das klar ist: Er und die äußerst attraktive Melanie Kotek sind ein Paar. Das gesamte Landesgendarmeriekommando respektiert das, deshal sollte der Leser dies auch tun.   
Die Informationen zu Georg Gracher, geboren 1949 in Bad Gastein, sind sowohl im Buch als auch im Internet äußerst dürftig. Da steht gerade einmal, dass er an der Pädagogischen Akademie Salzburg studiert hat, seit 1976 als Fachlehrer für Deutsch und Geschichte an der Hochschule Bad Hofgastein arbeitet und Hahnbalz sein dritter Kriminalroman ist.
Wir befinden uns in Österreich, in den Alpen. Erwarten Sie also bitte deftige Kost.
Empfohlen wurde mir der 2009 erschienene Band Hahnbalz während eines Wanderurlaubes in der Nähe von Bad Gastein. Übrigens, zum Wandern, Einkehren, Entdecken und Erholen eine sehr gute Empfehlung.
Die Vertrautheit mit der Umgebung ist natürlich beim Lesen dieses Alpenkrimis überaus hilfreich; alle nicht mit der Region Vertrauten erhalten auf 269 Seiten einen Intensivkurs, was den respektierlichen Umgang mit Bergen und Bewohnern angeht.
Was mich an diesem Buch begeistert hat, war weniger der überaus komplizierte und äußerst wagemutige Tathergang, der auch ambitionierte Sportlerherzen höher schlagen lässt, als vielmehr die punktgenaue Beschreibung der Ermittlungstaktik, der Befragung von Zeugen und Verdächtigen, der Spuren-Verfolgung und des Schlüsseziehens am Ende. Diese Detailtreue gibt es selten.
Sind es Macht und Möglichkeit der Worte bei der Polizei auf der einen Seite, so werden auf der anderen Wortkargheit und stumme Abweisung als Mittel der Gegenwehr angewandt.
Der Autor hat sich selbst schwierige Vorgaben auferlegt. Tatort ist ein eng abgesteckter Raum, die Zahl der Verdächtigen gleichfalls begrenzt. Dazu machen sich im Kreis der Verdächtigen einige noch mehr verdächtig. Wo ist dann das Problem, Major Jacobi? Warum brauchen Sie zur Lösung des Falls so viel Zeit?
Der Major fragt, kombiniert, geht kühnen Gedankenspielen nach und muss sich auf den letzten Seiten auch noch mit den Anwälten vermeintlicher Täter rumschlagen.
Dazu noch sauber und fast schon beklemmend genau beschrieben. Eigentlich ein Leckerbissen für die Schachspieler unter den Krimilesern.
Die Ermittler sind keine Helden, sondern zähe Arbeiter und erfahrene Denker.
Wer ein Faible für die Berge hat, Hausmannskost in jeder Hinsicht schätzt und Ermittlern gern ganz genau auf die Finger schaut, der sollte Hahnbalz lesen und sich auch den Tatort samt Umgebung in Ruhe anschauen und genießen.
Georg Gracher
Hahnbalz


Bewertung

5/5 Region

5/5 Sprache

5/5 Originalität

5/5 Emotion

5/5 Plot (das Handlungsgerüst)


Gesamtbewertung

Informatives

Autor/en

Georg Gracher, geboren 1949 in Bad Gastein, war seit 1976 dreieinhalb Jahre Jahrzehnte Deutsch- und Geschichtslehrer an der HS Bad Hofgastein und widmet sich im Ruhestand vermehrt seinem liebsten Hobby, dem Verfassen von Kriminalromanen, die er vorwiegend in seiner engeren Heimat, der bekannten Kur- und Tourismusdestination Gasteiner Tal, spielen lässt.

Kommissar/e

Oskar Jacobi ist Major im Landesgendarmeriekommando Salzburg, Abteilung Delikte an Leib und Leben. Unterstützung erfährt er von Leutnant Kotek, Offiziersanwärter Zischlpfitzer und Chefinspektor Feuersang. Die Ermittler sind keine Helden, sondern zähe Arbeiter - und das ist eine Anerkennung.

Tatort/e