Rezension
Hebamme klingt niedlich. Ist es aber nicht. Eigentlich weiß man es als regelmäßiger Leser Hugo Lobecks Krimis, die eigentlich „Freddie Nietsch-Reihe heißen müsste. Denn Freddie Nietsch, stets nur Freddie genannt, ist als Inhaber der Detektei Quaestoria seit nunmehr sechs Bänden der Protagonist dieser Reihe.
Freddie muss man „kennen“. Er betreibt ein Detektivbüro in Ottensen (ein höchst lebendiger Teil von Hamburg -Altona). Bunt, lebhaft und erlebenswert. Genau das richtige berufliche und private Umfeld für einen Detektiv.
Freddie bevorzugt generell den geraden direkten Weg. Keine Umwege, egal ob er zu einer Person fährt, um sie zu befragen (grundsätzlich ohne sich vorher anzumelden) oder während einer direkten Befragung. Und diese „Technik“ führt, wie der Leser oft genug verfolgen kann, zu erstaunlichen Ergebnissen.
Detektive, die auf eigene Faust und somit auf eigenes Risiko arbeiten, sind erfahrungsgemäß nicht auf Rosen gebettet, es gibt viele Beispiele. Nicht so Freddie Nietsch, ihn hat der Autor mit einer Vita ausgestattet, die ihn in die Lage versetzt, nicht jeden Auftrag annehmen zu müssen. Seine Erfolge muss der Detektiv allerdings teilen. Mit Lieselotte Molders, kurz „Limo“ genannt.
Freddie, der auch diese Geschichte in der Ich-Form erzählt, stellt Limo so vor: „Ihr Schädel war seit Neuestem zu einem Drittel kahl rasiert, und das Resthaar leichtete in drei Farben – lila, grün und blau. In der kalten Jahreszeit trug sie mit Vorliebe einen kurzen schwarzen Rock über einer grauen warmen Wollstrumpfhose, Knobelbecher und einen Pullover, den angeblich ihre Oma gestrickt hatte." Limo ist unfassbar tüchtig, wird aber aufgrund ihrer exaltierten Erscheinung leicht unterschätzt. Schon mehrfach hatte sie unter Beweis gestellt, dass sie als Hackerin unschlagbar war. Kein Passwort war vor ihr sicher.
Worum geht es in Hebamme?
Freddie wird von seiner Jugendfreundin Kim Wozniak um Hilfe gebeten. Nach fünfzehn Jahre hört er erstmals wieder von ihr – auf seinem Anrufbeantworter. Er erreicht sie nicht, fährt zu ihr hin und findet eine Tote. Die äußeren Anzeichen lassen keinen Zweifel an einem gewaltsamen Tod zu.
Warum wurde Kim ermordet?
Die Befragungen beginnen in einer vornehmen privaten Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, führen Freddie auch nach Eppendorf (nicht minder vornehm) und ebenso in schicke private Haushalte.
Auch eine keltische Sekte und ein ehemaliger Kiezkönig rücken in den größer werdenden Kreis der Verdächtigten auf. Fragen und Antworten geben nur noch mehr Rätsel auf.
Irgendwann hört der gemütliche Teil der Ermittlungen auf. Freddie bekommt zu hören und zu fühlen, dass manche Fragen manche Leute stören. Sogar sehr stören.
Wo liegt die Lösung?
Es sind frauliche Instinkte, die Freddie weiterhelfen und ihm mächtig Beine machen. Es wird lebhaft im Buch – und grausam.
Hugo Lobeck hat sich als Tatort-Umfeld die Hamburger Elbvororte ausgesucht. Also die Region zwischen Altona im Osten und Wedel im Westen. Hier kennen er und sein Protagonist sich aus.
Der Autor wagt sich in seinen Büchern stets an Themen, die, sagen wir mal, unbequem sind und die man sich in der Realität nicht vorstellen kann oder möchte. So auch in Hebamme.
Das Buch erschien 2017 im Lupus Verlag. Unter der ISBN 978-3-981475562 ist das Buch im Buchhandel oder (portofrei) beim Lupus Verlag, Schnellstraße 22, 22765 Hamburg zu bestellen. Mehr über Hugo Lobeck erfahren Sie auf seiner Website www.hugo-lobeck.de.
Hugo Lobeck
Hebamme


Bewertung

5/5 Region

5/5 Sprache

5/5 Originalität

5/5 Emotion

5/5 Plot (das Handlungsgerüst)


Gesamtbewertung

Informatives

Autor/en

"Hugo Lobeck, Jahrgang 1952, geboren in Duisburg, seit 1971 in Altona, seit 1985 Zweitwohnsitz in Lanze (Wendland), Studium Philosophie, Germanistik, Besuch einer freien Kunstschule. Viele Jahre für verschiedene Presseverlage tätig. Seit 2009 freier Künstler und Autor. Teilnahme an der "kulturellen Landpartie" (KLP) seit 2000, an der Kunst-altonale seit 2005. Regelmäßige Ausstellungen in Norddeutschland, dabei besonders hervorzuheben: 2012 Rathaus Altona".

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