Am 27. Mai 2025 erschien im Emons Verlag ein neuer Kriminalroman von Silvia Götschi. Er trägt den Titel Hohenklingen. Den Tatort, die Kleinstadt Stein am Rhein, gibt es tatsächlich – ebenso die mittelalterliche Burg Hohenklingen. Ich kann dem Leser nur empfehlen, sich hierzu auch im Internet zu informieren. Das Vorstellungsvermögen, was den Handlungsablauf betrifft, gewinnt hierdurch an Bedeutung.
Die Autorin bietet ihren Lesern zwei Zeitebenen. Wer sich die Zeit nimmt, sich auch mit der Vergangenheit (gemeint ist der 2. Weltkrieg) zu beschäftigen, dem fällt es wesentlich leichter, Zusammenhänge zu begreifen - zum anderen kann ein wenig Geschichtsunterricht nicht schaden. Schließlich geht es in diesem Buch um tragische und zugleich furchtbare Ereignisse, die in diesem Fall zwei Nationen betreffen: Deutschland und die Schweiz.
Silvia Götschi versteht es, die Schilderung der Ereignisse (früher und heute) sprachlich den jeweiligen Zeiträumen anzupassen. Der Rückblick erfolgt in einem behutsamen und vorsichtigen Erzählmodus. Die aktuellen Ereignisse (der eigentliche Kriminalfall) lassen an Tempo und Lebendigkeit nichts zu wünschen übrig.
Ich verzichte auch in diesem Fall auf Hinweise zur Handlung. Es erübrigt sich, das, was bereits dem Cover und den Ankündigungen zu entnehmen ist, an dieser Stelle zu wiederholen. Wichtiger sind für mich die handelnden Personen Und die Art und Weise, wie die Autorin mit der Geschichte umgeht. Auch eine nüchterne Schilderung der Ereignisse kann dem Vorstellungsvermögen des Lesers hilfreich sein. So wie in diesem Fall.
Beim Casting der handelnden Personen hat Silvia Götschi eine glückliche Hand bewiesen. Seien es das Ermittlerpaar Max von Wirth und seine Partnerin Fede oder die beiden Damen Priska (Federikas Mutter) und die gebürtige Spanierin Milagros – hier stimmt jedes Detail. Man sieht die Protagonisten förmlich vor sich.
Neben der personellen Besetzung spielt für mich auch die Sprache eine entscheidende Rolle. Die Autorin beweist wiederholt, dass ihr Heimatland die Schweiz ist. Ich lese Worte und Satzstellungen, die ich mir manchmal auch in der deutschen Umgangssprache wünsche. Einfach liebenswert.