Rezension
Küsten Krimi steht vorne drauf. Das ist richtig, reicht aber nicht. Mir jedenfalls nicht, denn ich kenne den Tatort Carolinensiel. Jahrelang habe ich ihn besucht. Mit dem Auto, dem Fahrrad und zu Fuß. Nördlich von Carolinensiel liegt Harlesiel. Von hier erreicht man mit der Fähre die Insel Spiekeroog. Wer bereit ist, etwas mehr fürs Vergnügen auszugeben, sollte mit einem der kleinen Flugzeuge auf die Inseln fliegen oder einen Rundflug buchen. Ein unvergessliches Erlebnis.
So, wir sind aber nicht zum Vergnügen in Carolinensiel, sondern weil hier ein Mord verübt wurde. Ausgerecht an Bendines sechzigstem Geburtstag. Und als ob das nicht genug wäre, liegt der Tote auch noch in Bendines Garten, unter einem wunderschönen Rosenstrauch. Man mag es nicht laut sagen, aber sonderlich beliebt war der Tote nicht. Er war überhaupt nicht beliebt – er war sogar höchst unbeliebt. Otto Lehmann, ganz offen auch „die Petze“ genannt, wurde erschlagen.
Als praktisch könnte es sich in diesem Fall erweisen, dass die Polizei gewissermaßen schon im Haus ist. Die Rede ist hier von Fenja, die Nichte von Bendine. Doch die hat gerade Urlaub und darf deshalb nur zuschauen, wie Geert Frenzen, Fenjas Stellvertreter, und Gesa Münte, eine kluge und umsichtige Mitarbeiterin, an die Aufklärung des Mordfalls herangehen.
Die Ungeduld Fenjas ist auf jeder Seite zu greifen. Sie möchte gern und darf nicht. Sie kann das Nachfragen in der Nachbarschaft nicht lassen und erntet selbstredend Absagen. Denn dass Fenja Urlaub hat, weiß im Ort schließlich jeder.
Treffend beschreibt die Autorin kleine Geschichten und falsche Vermutungen, Verdächtigungen und Andeutungen, schiefe Blicke und beredtes Schweigen. Das alles gehört untrennbar zu einem Krimi mit sehr begrenztem Tatort-Umfeld und macht die Geschichte höchst lebendig. Aber auch das Gefühl kommt nicht zu kurz. Ich meine das Zwischenmenschliche: die Liebe.
Auch davon bietet Marion Griffiths-Karger dem Leser etwas. Leise, behutsam macht sie das. Nur so viel sei verraten: Fenja ist verwirrt. Sie liebt (eigentlich) Barne Ahlers.
Wirklich?
Warum beschäftigt sie sich dann mit Inspector Mark Bradford?
Der ist nämlich gerade zu Gast in Bendines Pension und zudem ein bekannter Protagonist. Er trat bereits in den beiden vorangegangenen Bänden in Erscheinung, die man inzwischen als deutsch-britische Krimireihe bezeichnen kann.
Mark Bradford ist eine ansehnliche Erscheinung und beeindruckt nicht nur Fenja.
Dass dieser Inspector auch ein guter Ermittler ist, erfahren Sie in einem zeitgleich erzählten Kriminalfall.
Wie das geht?
Das lesen Sie bitte genau nach in dem im Februar 2018 erschienenen Krimi Inspector Bradford und der fiese Friese. Herausgegeben wurde dieser Band, wie die vorangegangenen Bände auch, von emons:.
M. Griffiths-Karger
Inspector Bradford und der fiese Friese


Bewertung

5/5 Region

5/5 Sprache

5/5 Originalität

5/5 Emotion

5/5 Plot (das Handlungsgerüst)


Gesamtbewertung

Informatives

Autor/en

Marion Griffith-Karger verbrachte ihre Kindheit auf einem Bauernhof in Ostwestfalen. Nach Kaufmannslehre und Studium der Sprach- und Literaturwissenschaft wurde sie Werbetexterin in München, später Teilzeitlehrerin und Autorin. Die Deutsch-Britin ist Mutter von zwei erwachsenen Töchtern, lebt mit ihrem Mann bei Hannover und schreibt und liest mit Leidenschaft Kriminalromane". Noch mehr erfahren Sie auf ihrer Website www.marion-griffiths-karger.de.

Kommissar/e


Tatort/e